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Belohnungssystem für Kinder – wie du mit 5 Tipps dein Kind in einer Erziehung ohne Belohnung begleitest & es gleichzeitig zur Kooperation motivierst

zuletzt aktualisiert:

Inhaltsverzeichnis

„Wenn du jetzt dein Zimmer schön aufräumst, darfst du nachher noch YouTube-Videos schauen.“

„Wenn du jetzt gründlich Zähne putzt, können wir danach was zusammen spielen.“

„Wenn du deine Hausaufgaben gemacht hast, darfst du dir was Süßes holen.“

Mit solchen Sätzen sind wir doch alle groß geworden, oder?

Ich höre sie heute immer noch an jeder Ecke. Und jedes Mal denke ich mir:

Was um alles in der Welt hat Aufräumen eigentlich mit YouTube zu tun und wo ist der Zusammenhang zwischen Zähneputzen und Spielen? Und vor allem: Wie viel schöner wäre es, wenn unser Kind „einfach so“ kooperieren würde? Ohne komische Belohnungen?

Ich finde ja, dass solche „Belohnungen“ einfach nur die Kehrseite von Bestrafungen sind.

Denn anders rum funktionieren die Sätze ja genauso:

„Wenn du jetzt nicht dein Zimmer aufräumst, darfst du nicht YouTube kucken.“

Gleichzeitig kann ich die Bedürfnisse, die auf Elternseite dahinterstehen, voll nachvollziehen.

Wir wünschen uns, dass es im Alltag flutscht. Dass die Kinder sich – je nach Alter – um das selbst kümmern, was sie schon können.

Und wir Mamas und Papas ein bisschen durchschnaufen können: weil eben das mit dem Aufräumen, mit dem Zähneputzen, mit dem Hausaufgabenmachen schon ganz gut funktioniert. Ich nenne das Leichtigkeit, und Leichtigkeit ist doch so wichtig im oft anstrengenden Alltag. Für unsere Kinder übrigens genauso.

Ich stelle mir eine andere Art des Zusammenlebens mit meinen Kindern vor als doofe Wenn-dann-Erpressungen. Kooperierende Kinder ohne Belohnung oder Bestrafung – klingt gut für dich, du kannst es dir jedoch nur schwer vorstellen? Macht nix, ging mir am Anfang auch so.

Wir sind es aus unserer eigenen Kindheit her eben anders gewohnt und von einer Erziehung ohne Schimpfen war damals nicht zu denken. Doch es ist leichter als du denkst, wenn du es erst einmal anpackst. Und ich bin mir sicher: Du und dein Kind, ihr werdet so sehr davon profitieren!

Gründe, wieso du auf Belohnung verzichten solltest

Darf ich ganz kurz klugscheißen?

Schon der alte Grieche Aristoteles hat geschrieben

„Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten“.

Das ist doch so wahr: Was wir gerne tun, das wird gut. Was passiert dagegen mit unserem Kind, wenn wir ihm vermitteln, dass man bestimmte Dinge nur tut, wenn bzw. damit man eine Belohnung bekommt?

Auch dafür gibt es ein schlaues Wort:

extrinsische Motivation.

Das bedeutet, die Motivation kommt von außen, von jemand oder etwas anderem. Das Gegenteil ist die intrinsische Motivation, und da wollen wir doch hin: Dass unser Kind kooperiert, weil es das will! Und dann hat es Spaß am Tun und alles klappt viel leichter und besser.

Darf ich mein Kind dann auch nie loben & wie soll ich es sonst zu etwas motivieren bzw. ermutigen?

Wie klappt das denn jetzt nun konkret? Ich will es an einem Beispiel deutlich machen, weil ich finde, dass wir an konkreten Situationen am besten verstehen können, wie wir Kinder motivieren können.

Schau dir mal diese zwei Aussagen an:

Erziehung ohne Belohnung Beispiel

Siehst du den Unterschied zwischen den beiden Sätzen? Im ersten Moment klingen sie ziemlich ähnlich, oder? Es gibt jedoch einen sehr entscheidenden Unterschied.

Im zweiten Satz ist das Eis keine Belohnung für Kinder, sondern eine logische Konsequenz aus der vorangegangen Absprache:

Nur, wenn wir uns jetzt fix anziehen, kriegen wir alles auf die Reihe und haben nachher noch Zeit für alles geplante. Falls ihr später loskommt – entscheidet ihr gemeinsam was ihr ausfallen lasst – ohne Belohnung und Bestrafung. Abgestimmt an alle Bedürfnisse.

Das sind einfach Fakten, das ist ein natürlicher Zusammenhang. Für dich ist der Zusammenhang vielleicht klar, doch deinem Kind fällt es womöglich schwer zu erkennen, dass seine Kooperation erforderlich ist, damit es mit dem Eis klappt.

Auf Belohnung und Bestrafung zu verzichten ist also das Vertrauen in die Tatsache, dass dein Kind gerne gibt, gerne kooperiert – wenn es den Sinn versteht.

Tja und zum Thema Loben …

Da sollten wir noch mal genau hinschauen. Natürlich dürft ihr eure Anerkennung und Wertschätzung für die Kinder (übrigens auch für Erwachsene in eurem Umfeld) zum Ausdruck bringen!

„Das hast du aber toll gemacht“

ist jedoch so ein Satz, auf den es sich meiner Meinung zu verzichten lohnt. Warum?

Folge mir in Gedanken in eine typische Mama-Situation. Stellen wir uns vor, mein vierjähriges Kind steht am Spülbecken und macht sich dran, das Geschirr zu spülen.

„Mama kuck mal!“

, sagt sie. Ich verstehe: Sie möchte gesehen werden.

Okay, ich kucke hin.

„Ahhh, ich sehe, dass du das Geschirr saubermachst.“

Vielleicht sag ich auch noch:

„Du bist ganz schön stolz, wie das machst, hm?“

Und sie dann so:

„Ja, ich kann das alleine.“

Dann könnte ich sagen:

„Du freust dich, dass du das alleine kannst?“

Und sie wahrscheinlich

„Mmmhmmmm!“

Und so weiter, wahrscheinlich erkennst du den Unterschied zum Pro-forma-Satz

„Das machst du aber toll“

jetzt schon.

Meine Tochter darf sich gesehen und verstanden fühlen, anerkannt und wertgeschätzt. Wieviel mehr das doch ist!!

Vielleicht setz ich noch einen drauf und sage

„Ich bin ganz beeindruckt und stolz, wie toll du das schon alleine kannst. Du bist schon ganz schön groß!“

Wertschätzende Kommunikation ist so viel wertvoller als ein Lob wie „Toll gemacht“, „Klasse“ usw. Das gilt für uns Erwachsene übrigens genauso.

Spiel doch vielleicht mal im Kopf eine Situation mit deiner/deinem Chef:in oder deine:m Partner:in durch und überprüfe, was sich für dich besser anfühlt – ein schnell dahingesagtes Lob oder echte Wertschätzung und Anerkennung.

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Wie du auf Belohnung und Bestrafung verzichten kannst

Steige tiefer in die GfK ein und lerne mithilfe meines Workbooks, wie du konsequent auf Belohnung und Bestrafung in der Erziehung verzichtest.

Kathy Weber Herzenssache Workbook

Wie geht eine Erziehung ohne Belohnung?

Ich kann verstehen, dass dir das am Anfang alles erst mal kompliziert und fremd vorkommt.

Schließlich sind wir doch alle so groß geworden:

Es gibt Gummibärchen beim Kinderarzt nach der Impfung, es gibt Fernsehen als Belohnung für erledigte Hausaufgaben und wenn wir unser Zimmer aufgeräumt haben, dürfen wir raus zum Spielen.

Sich aus diesen Belohnungssystem zu lösen, ist daher erst mal eine ganz schöne Umgewöhnung. Sieh es als Weg. Etwa wie der Straßenkehrer in „Momo“.

Statt morgens schon die ganze lange Straße in den Blick zu nehmen und an der ganzen Arbeit zu verzweifeln, die noch vor ihm liegt wie ein endloser Marathon, geht er Schritt für Schritt vor und freut sich über jeden kleinen Erfolg. Ich lade dich ein, es genauso zu machen wie der Straßenkehrer. Freu dich über die kleinen Fortschritte, und du wirst Schritt für Schritt deinem Ziel näherkommen.

Ich kann nur sagen:

Ich kann
nur sagen:

Die anfängliche Mühe lohnt sich. Ihr gewinnt an Leichtigkeit im Alltag und vor allem an Verbindung mit euren Kindern. Und auch wenn ihr ein wenig Zeit braucht um umsetzen zu können, was ihr euch vorgenommen habt: Von einem Lob ist noch keiner gestorben. Übt einfach entspannt weiter, das wird schon!

5 Tipps, wie du dein Kind ohne Belohnung begleiten kannst

Wie kommen wir also in die Veränderung, wie setzen wir das konkret um? Ich möchte dir fünf Tipps vorschlagen, mit denen du starten könntest.

5 Tipps für Erziehung ohne Belohnung

Tipp #1: Werde dir deines persönlichen Bedürfnisses bewusst

Warum setzen wir eigentlich Belohnung und Bestrafung ein?

Ganz klar:

weil wir ein bestimmtes Ziel verfolgen, etwas Bestimmtes damit erreichen wollen.

Mein erster Vorschlag für deinen Weg zu einem Leben ohne Belohnungssystem wäre, dich mal zu fragen, welches Bedürfnis du dir eigentlich erfüllen willst. Ist es beispielsweise das Bedürfnis nach Ordnung? Oder das Bedürfnis nach Leichtigkeit? Nach Harmonie, nach Entspanntheit, nach Zustimmung, nach Gesundheit deines Kindes …? Spür gerne in dich rein.

Dabei kann dir meine Einfühlungsvorlage sicherlich helfen. Mehr dazu

Tipp #2: Habe selber die Bereitschaft zu kooperieren

Tja, jetzt bin ich schon wieder auf Mama- bzw. Papa-Seite!

Das gehört für mich zu den Grundlagen der GfK:

Wir können doch wohl kaum von jemand anderem (in diesem Fall unserem Kind) Kooperation verlangen und selbst nur in einem geringen Maß dazu bereit sein. Kooperation ist ja nun mal Zusammenarbeit – geben und nehmen.

Klar, als Eltern geben wir die Richtung grob vor. Einfach weil wir aufgrund unserer Lebenserfahrung besser überblicken, welches Verhalten schlechte Folgen haben könnte.

Ich finde:

Das „Was“ bzw. „Ob“ liegt eher in Elternhand, vor allem bei kleinen Kindern. Beim „Wie“ können die Kinder dagegen mitgestalten.

Mal wieder eines meiner berühmten Beispiele:

Ich als Mama entscheide, dass wir bei 5 Grad und Nieselregen eine Winterjacke anziehen.

Das ist kein Ausspielen meiner Machtposition, sondern ich mache das, um mein Kind vor Kälte und womöglich Krankheit zu schützen.

Ich könnte jedoch meinem Kind die Entscheidung überlassen, ob es die blaue Winterjacke mit Paw-Patrol-Motiv anziehen möchte oder die schwarze mit den coolen neongelben Reflektorstreifen.

Tipp #3: Löse dich vom autoritären Erziehungsstil

„Wer nicht hören will, muss fühlen“:

Den Satz kennen wir wahrscheinlich alle. Ich krieg ja gleich Gänsehaut dabei. Dieser Satz steht für eine autoritäre Erziehung, also für eine dominanzorientierte Elternschaft.

Da ist im System Familie festgelegt, was richtig und was falsch ist – und das entscheidet meistens eine Person für die ganze Familie, ohne die Bedürfnisse der anderen Familienmitglieder angemessen zu berücksichtigen.

Was richtig und was falsch ist, das wird mit Belohnung und Bestrafung durchgesetzt, im Extremfall sowohl körperlich als auch emotional. Das Kind hat sich ohne eigenen Willen unterzuordnen und zu tun, was die Eltern sagen.

Ich möchte euch sehr herzlich einladen, es in eurer Familie anders zu machen. Bedürfnisorientierte Elternschaft, das bedeutet, dass alle Familienmitglieder mit all ihrer Würde und all ihren Bedürfnissen gesehen und gehört werden.

Und:

Die Bedürfnisse aller Familienmitglieder sind gleich viel wert. Konflikte gibt es immer, doch in der bedürfnisorientierten Elternschaft werden sie so gelöst, dass alle Beteiligten mit der Lösung einverstanden sind. Verzichten wir doch also auf Belohnung und Bestrafung und gehen wir in die Empathie und in die Verbindung! Für mich darf der Satz deshalb heißen: „Wer nicht hören will, braucht Einfühlung!“

Tipp #4: Begleite dein Kind auf dem Weg zur Kooperation

Okay ich glaube, wir sind uns schon einig, dass wir auf Sätze verzichten wollen wie z. B.:

„Wenn du heute endlich mal deinen Schreibtisch aufräumst, gehen wir nachher noch zum Spielplatz.“

Um beim Beispiel mit dem Schreibtischaufräumen zu bleiben, bin ich fest davon überzeugt, dass dein Kind seinen Schreibtisch auch irgendwann wieder ordentlicher haben möchte – nur vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt als du. Es ist der Schreibtisch deines Kindes: Warte ab, bis es so weit ist.

Du könntest etwa fragen:

„Bist du heute bereit, dass wir zusammen deinen Tisch aufräumen?“

und wenn das lang ersehnte „ja“ kommt, überlegt ihr euch gemeinsam, wie ihr die Aktion mit so viel Freude wie möglich durchzieht. Vielleicht wollt ihr Musik dazu hören oder ein Hörspiel.

Was dein Kind behalten möchte und was weg kann, entscheidet es selbst. Du kannst dein Kind unterstützen, indem du ihm Kästen, Schubladen, Schränkchen etc. zum Sortieren und Aufbewahren anbietest.

Tipp #5: Leite dein Kind

Was mir ganz wichtig ist: Bedürfnisorientierte Elternschaft ist kein antiautoritärer Erziehungsstil. Ich bin überzeugt davon, dass Kinder Führung und Anleitung brauchen, denn daraus entstehen auch Sicherheit und letztendlich Geborgenheit.

Wir Erwachsenen sind halt nun mal einfach schon länger auf der Welt, deshalb checken wir (jedenfalls meistens), wann es Zeit für die Winterjacke ist, wieviel Süßkram definitiv zu viel ist, welch positive Kraft regelmäßige Bewegung hat, warum es gut ist, wenigstens einmal am Tag rauszugehen und so weiter. Wir haben es gelernt. Wir sind reif genug, um sekundäre Verstärker wirken zu lassen.

 

Das bedeutet:

Wir WISSEN, dass es uns nach einem Spaziergang an der frischen Luft gut gehen wird – auch wenn wir erst mal Motivation brauchen uns aufzuraffen, weil der primäre Verstärker danach ruft, auf dem Sofa liegenzubleiben. Kinder können all das kaum lernen, wenn es ihnen keiner beibringt. Sie brauchen also, genau: unsere Anleitung.

Ich hoffe, dass ich am Ende dieses Blogbeitrags genügend rüberbringen konnte, damit du weißt, wie du dein Kind anleiten kannst, ohne auf Belohnung, Bestrafung und Wenn-dann-Sätze zu setzen.

Komme in die Umsetzung - Melde dich für meinen Podcast an

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Bedürfnisorientierte Elternschaft ohne Belohnung und Bestrafung – erst mal klingt es vielleicht ungewohnt und kompliziert, doch meine praktischen Tipps für die konkrete Umsetzung konnten dir hoffentlich helfen, deinem Ziel einer Elternschaft mit mehr Leichtigkeit und Verbindung näherzukommen. Wenn du noch mehr Input und ganz konkrete Vorschläge aus meinem Mamaalltag hören möchtest und wie ich die GfK mit meinen Kindern lebe, melde dich gerne für meinen Podcast an. Hier spreche ich alle zwei Wochen über ein neues Thema und du kannst kostenlos und unverbindlich zuhören und dir Impulse holen.

Fazit

Du hast keinen Bock mehr, dein Kind zu bestechen mit unlogischen Belohnungsszenarien oder gar der Androhung von Strafen und endlich eine Erziehung ohne Strafen oder Belohnungen umsetzen? Dann willkommen in meiner Welt! 

Die gute Nachricht ist: 

Es geht wirklich anders! Du kannst auf alle Belohnungssysteme verzichten und damit, und das find ich einfach mega, sowohl deine eigenen Bedürfnisse als auch die deines Kindes viel, viel besser erfüllen!

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Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Impulsen weiterhelfen! Wenn dir meine Ansätze gefallen und zu dir und deinem Kind passen, magst du vielleicht tiefer in die GfK einsteigen und dich für eine bindungsorientierte Elternschaft entscheiden. In diesem Fall empfehle ich dir mein E-Book zu den Themen Belohnung und Bestrafung und warum es sinnvoll ist, darauf zu verzichten.

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