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Sich in Geduld mit den Kindern üben – wenn dein Kind trödelt und dich damit nervt

zuletzt aktualisiert:

Inhaltsverzeichnis

Ihr seid auf dem Weg in den Kindergarten oder zur Schule, du möchtest pünktlich sein – und dein Kind?

Sammelt in aller Seelenruhe noch Dinge ein, die es mitnehmen möchte, holt in Zeitlupe noch hier was, packt da was hin. Kurzum: Es trödelt. Und du bist unfassbar genervt.

Vermutlich hast du solche oder ähnliche Gedanken oder sagst Dinge wie:

“Beeil dich doch endlich mal.”

“Wir müssen jetzt los!”

“Wenn du dich jetzt nicht beeilst, kommen wir zu spät!”

Abends ist es oft dasselbe. Die Zähne werden im Schneckentempo geputzt und statt einfach den Schlafanzug anzuziehen, wird noch getrödelt, erzählt oder gespielt.

Du möchtest Zeit für dich und hast im Blick, dass dein Kind dringend Schlaf braucht und wieder sind sie da – die Wut, das genervt Sein und die Unsicherheit, wie du diese und ähnliche Situationen lösen kannst, ohne in deiner Erziehung zu schimpfen oder dein Kind zu belohnen oder zu bestrafen.

Fragst du dich, warum dein Kind trödelt?

Wie du in solchen Situationen geduldig sein kannst? Und wie du trotz Zeitdruck gelassen bleibst, statt genervt zu sein?

Dann lass uns loslegen.

Warum trödeln Kinder?

“Mein Kind trödelt.”

“Es macht alles in Zeitlupe.”

“Es lässt sich extra viel Zeit, um mich zu ärgern.”

Falls du mir schon länger folgst, weißt du vielleicht, dass wir bei solchen Sätzen schon mittendrin sind in der Bewertung und der Interpretation.

Dabei wollen wir im Sinne der Gewaltfreien Kommunikation ja wertfrei beobachten. Was also macht dein Kind wirklich?

Nun, deinem Kind ist erstmal völlig egal, wann du wo sein möchtest, welche Termine du hast und ob du Zeitdruck hast oder nicht.

Es tut die Dinge in seinem eigenen Tempo. Statt extra langsam zu sein oder zu trödeln, bleibt dein Kind also völlig bei sich. Von außen betrachtet können wir das eigentlich feiern.

Nun wird Feiern das letzte sein, wonach dir in einer solchen Situation der Sinn steht, schon klar.

Und doch feiere ich jetzt erstmal auch dich, denn ganz offenbar bist du ja deswegen hier, weil du dein Kind eben auch in solchen Situationen bedürfnisorientiert und im Sinne der GfK begleiten möchtest, statt ihm gegen seinen Willen die Jacke anzuziehen und es hinter dir her in die KiTa zu schleifen.

Und vermutlich kommst du in diesen Momenten total an deine eigenen Grenzen.

Du bist im Stress, dein Kind trödelt, das wiederum nervt dich total – und jetzt denkst du an Kathy und verzweifelst quasi völlig:

Denn wie um Himmels Willen willst du jetzt noch die Ruhe und die Zeit aufbringen, auf dein Kind einzugehen, seine Bedürfnisse zu erkennen und am besten auch noch zu erfüllen?

Trödelt dein Kind wirklich?

Lass uns also zum Punkt kommen – indem wir die Frage umdrehen. Statt dich zu fragen, warum dein Kind eigentlich trödelt und sich extra viel Zeit lässt, OBWOHL oder gerade weil du es eilig hast, frage dich doch zuerst, warum du eigentlich diesen Zeitdruck verspürst?

Ich möchte dir helfen, deinen Blickwinkel zu wechseln oder deine Meinung zu ändern, um am Ende in mehr Leichtigkeit zu kommen.

warum-troedeln-kinder

Merke dir:

Folgenden Satz kannst du dir schon mal in deinem Kopf einbrennen, notieren, unterstreichen und aufhängen, als Displayhintergrund auf deinem Smartphone platzieren oder Ähnliches:

Ich selbst entscheide, ob ich Zeitdruck habe!

Ja – so ist es nämlich. Es liegt in deiner Hand und ich weiß, jetzt wird es gerade ein wenig uncool, weil jetzt liegt die Verantwortung schon wieder bei dir. Nervt, oder?

Es ist wie es ist:

Die Verantwortung für dich, für deine Gedanken, Gefühle und für die Erfüllung deiner Bedürfnisse liegt bei dir. Hast du das gecheckt, wird vieles leichter, weil du in die Selbstbestimmung kommst, statt dich von deinem Kind, oder wem auch immer, fremdbestimmt zu fühlen. Das braucht ein bisschen Übung – und, passend zum Thema auch etwas Geduld – doch es wird kommen, vertrau mir.

Du bist handlungsfähig!

Also, für deinen Zeitdruck gibt es keinen Schuldigen, der Zeitdruck ist kein Täter und du kein Opfer. Du bist handlungsfähig!

In der GfK unterscheiden wir zwischen echten Gefühlen und Tätergefühlen und

“ich habe Zeitdruck”

oder

“ich stehe unter Zeitdruck”

sind Tätergefühle oder eher Tätergedanken.

Welche echten Gefühle könnten also hinter deinem vermeintlichen Zeitdruck stecken?

Mir fallen als erstes Gefühle ein wie: gestresst, angespannt, unsicher, verzweifelt.

Und damit kommst du rein in die Selbstbestimmung.

Denn statt auf dein trödelndes Kind zu warten und genervt zu sein, schenkst du dir erstmal Selbstempathie, indem du aus Gedanken wie

“Ich habe einfach keine Zeit!”

machst

“Ich bin offensichtlich gerade total gestresst und brauche Klarheit, was gerade oberste Priorität hat'. Was kann ich jetzt gerade konkret dafür tun?”

Und du wirst Strategien finden, die dir helfen können, dein Bedürfnis nach Klarheit in diesem Moment zu erfüllen.

Und total wichtig finde ich zu wissen, dass Zeit an sich kein Bedürfnis ist. Hinter deinem

“Mir fehlt einfach Zeit”

stecken unerfüllte Bedürfnisse. Frag dich, für was genau dir die Zeit fehlt? Für Empathie? Verbindung? Inspiration? Im Prinzip können das ALLE Bedürfnisse sein, es kommt ganz auf die Situation an!

Sollten wir unsere Kinder trödeln lassen?

“Kathy, wenn mein Kind trödelt, schaue ich einfach zu oder was tue ich?”

und ähnliche Fragen erreichen mich immer wieder.

Ich möchte dich jetzt dazu einladen, mal die Perspektive zu wechseln und dich in dein “trödelndes” Kind hineinzuversetzen.

Was passiert?

Meine Mama oder mein Papa sind unter Zeitdruck, also angespannt und gestresst. Ihnen fehlt die Leichtigkeit, kein Lächeln, keine Freude, nur Stress. Ich bin unsicher, ob sie wissen, wie der Hase läuft. Ich brauche klare Ansagen. Stattdessen sagen sie mir, ich soll mich beeilen. Dabei mache ich schon so schnell ich kann. Ich brauche Sicherheit und merke, wie ich wütend werde. Niemand versteht mich. Ich brauche Hilfe.

Verstehst du?

Je mehr Zeitdruck du hast, je weniger Geduld du mit dir und deinem Kind hast, desto unsicherer wird es. Ihm fehlt Führung und dadurch auch die Bereitschaft zu kooperieren.

Also: Komm du raus aus dem Zeitdruck und die Kooperation wird kommen.

Nachdem wir nun also verstanden haben, dass dein Kind weder trödelt noch die Verantwortung für deinen Stress übernehmen kann, schauen wir doch im nächsten Schritt auf die Situationen, in denen du Zeitdruck verspürst.

Für mich persönlich gibt es eigentlich nur noch Zeitdruck bei Arztterminen und bei Reisezeiten oder so. Das weiß ich und kann es planen – und entsprechend vorbereiten.

Meine Freundin kann ich informieren, dass wir etwa 10 Minuten später kommen. Bei einem Arzttermin ist das schwieriger.

Da warte ich teilweise bis zu 3 Monate auf den nächsten Termin, also gehen wir – manchmal auch unter Protest, denn ich bin verantwortlich, dass wir den Termin schaffen, nicht mein Kind.

Und weder der Zug noch der Flieger warten auf uns. Auch da gehen wir. Doch ich bereite alles vor, um Übergriffe zu vermeiden. Hier braucht es ganz klar meine Führung.

Ich frage mich in jeder Zeitdruck-Situation: Worum geht es gerade und was ist gerade das Wichtigste?

Und dann handle ich entsprechend. Ich habe auch schon einen Arzttermin abgesagt, weil er meiner Meinung nach in diesem Moment unwichtig war, habe einen neuen gemacht und nochmal anders vorbereitet.

Auch habe ich schon Verabredungen abgesagt, weil mir die Verbindung zu mir und meinem Kind wichtiger waren als die Pünktlichkeit.

Du darfst dich in jeder Situation neu entscheiden. Wichtig ist nur, dass du weißt wofür du dich entscheidest und entsprechend handelst. Ein “JA” zu dir und einem Kind kann ein “NEIN” zu anderen sein und das ist ok! Wir müssen nicht funktionieren, wir dürfen leben.

Spürst du in anderen Situationen Zeitdruck, finde heraus, worin für dich die Gefahr besteht – entschlüssle diese und löse sie entweder auf oder komm in deine Verantwortung.

Wie viel Zeit gebe ich meinem Kind?

Gibt es in eurem Tagesverlauf bestimmte Abläufe oder Prozesse, die dir selbst einfach zu lange dauern?

Ist es für dich zum Beispiel jeden Morgen ein Akt, den langen Trennungsprozess vor oder in der KiTa zu begleiten, weil es deinem Kind so schwer fällt, dich gehen zu lassen?

Finde heraus, was dein Kind in diesen Situationen wirklich braucht. Ist es Geborgenheit? Mama- oder Papa-Nähe?

Ist es Orientierung, weil es wissen will, wie der Tag abläuft?

Braucht es die Sicherheit, dass auch in der KiTa alle Bescheid wissen, was genau für dein Kind wichtig ist?

Schutz vor anderen Kindern?

Sobald du diese Klarheit hast, kannst du passende Strategien für euch finden und diese Abläufe für euch optimieren.

Relativ unabhängig von der Situation ist es für mich in der Regel ein guter Richtwert, dass ich 10 bis 15 Minuten einplane, denn so lange hält auch meine Bereitschaft, meine Tochter zu begleiten.

Sind wir danach noch im Karussell, checke ich kurz, was ihr vielleicht noch fehlt. Oft ist es die Führung.

Die habe ich inzwischen so fest integriert, dass uns das nur noch selten passiert – in meinen Beratungen erlebe ich genau das allerdings oft.

Da werden den Kindern viele Fragen gestellt, viele Dinge zur Auswahl gestellt, immer wieder Empathie geschenkt und Bedürfnisse abgeklopft – und alles, was das Kind in diesen Momenten braucht, ist Führung.

Eine klare Ansage, wie es jetzt läuft.

Merke dir:

Hast du das einmal verinnerlicht, seid ihr in Verbindung und du verstehst, was ihr beide gerade wirklich braucht, habe ich eine gute Nachricht für dich:  Eure Abläufe werden immer kürzer werden. Dein Kind wird schneller kooperieren.

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Wie du auf Belohnung und Bestrafung verzichten kannst

Ich empfehle ich dir mein E-Book, um in Zukunft auf Belohnung und Bestrafung verzichten und mit mehr beidseitiger Wertschätzung durch den Familienalltag gehen zu können!

Kathy Weber Herzenssache Workbook

Wie habe ich mehr Geduld mit meinen Kindern?

Wie kannst du für dich nun aus diesem vermeintlichen Zeitdruck kommen? Dich in Geduld üben und weniger genervt sein, wenn dein Kind mal wieder in Zeitlupe Dinge erledigt?

1. Selbsteinfühlung

Du möchtest raus aus dem Gefühl, gestresst zu sein und rein in die Entspannung und Leichtigkeit? Dann beginnst du, wie immer in der Gewaltfreien Kommunikation, erstmal bei dir selbst. Schenke dir Selbstempathie, denn solange du Opfer der Zeit bist, bist du nervlich gesehen in einer Gefahrensituation und der Wolf wird aktiv, es geht um Leben und Tod.

Eine meiner liebsten Strategien dafür möchte ich jetzt mit dir teilen:

Falls du jetzt denkst “Och nö, das ist ja voll aufwändig”, bist du herzlich eingeladen, für dich andere Wege zu finden. Doch es bleibt dabei, Empathie dürfen wir lernen und das braucht ÜBUNG ÜBUNG ÜBUNG.

2. Vorbereitung

Hast du deine typischen Stresssituationen im Familienalltag gecheckt, bist du im nächsten Schritt herzlich dazu eingeladen, zu überlegen, was du im Vorfeld ändern kannst, um die Situation für euch alle entspannter zu machen.

Dafür fragst du dich, was dein Kind braucht, um kooperieren zu können. Diese Bedürfnisse darfst du rechtzeitig erfüllen und parallel deine eigenen im Blick haben und danach handeln.

Es braucht deine Bereitschaft, kein Opfer des angeblichen Zeitmangels zu sein und die Verantwortung für das Gelingen der Situationen zu übernehmen. Unsere Kinder können das noch nicht – sie lernen das von uns.

Ich verspreche dir, das Thema Zeitdruck wird sich mit der Zeit nahezu auflösen. Ganz weg wird es nie sein, da es immer mal wieder Herausforderungen geben wird (Arzttermine, Reisezeiten, oder oder), doch es werden weniger.

Das habe ich im Laufe meines eigenen Prozesses selbst erfahren und lebe es seit vielen Jahren. Dieser Tipp ist also Kathy-geprüft!

3. SOS-Strategien

Wir sind keine Roboter und Stresssituationen lösen eben auch in uns was aus – meistens jedenfalls. Wir sind genervt, werden wütend, sind kurz davor, unsere Kinder anzuschreien. Um diese Grenzen rechtzeitig wahrnehmen zu können, braucht es feine Antennen für dich selbst – die bereits beschriebene Selbsteinfühlung wird dir helfen. Was mich in solchen akuten Situationen unterstützt, sind meine sogenannten SOS-Strategien. Ich liebe ja das stupide Zählen, das fährt mich enorm runter, bevor ich irgend jemanden umbringe.

Mehr zum Umgang mit deiner eigenen Wut deinem Kind gegenüber findest du übrigens im folgenden Artikel: Mein Kind macht mich aggressiv – die Wut gegen das eigene Kind

4. Leichtigkeit

Was du dir in Stresssituationen am ehesten wünschst, ist vermutlich Leichtigkeit. Denn die wünschen wir uns im Umgang mit unseren Kindern doch alle, oder?

Und doch darfst du dich im ersten Schritt fragen, ob sich in den Situationen, in denen du Zeitdruck empfindest, vielleicht doch noch andere unerfüllte Bedürfnisse hinter der vermeintlichen Leichtigkeit verstecken.

Brauchst du vielleicht eher Unterstützung? Entspannung? Präsenz? Oder Bewegung? Schau da nochmal genau hin, fang an, Strategien zur Erfüllung zu finden und die Leichtigkeit wird sich auch erfüllen.

Fehlt dir wirklich die Leichtigkeit, finde dafür passende Strategien. Mir hilft es, Musik aufdrehen und mit meinen Kids zu tanzen. Danach fühle ich mich leicht wie ein Vogel und wir starten von neuem in die Situation und eben mit Leichtigkeit.

Fazit

Halten wir nochmal fest:

Ich entscheide, ob ich Zeitdruck habe! Zeitdruck ist ein Tätergedanke, dahinter stecken echte Gefühle. Zeit ist kein Bedürfnis.

Gedanken wie

“Ich habe Zeitdruck”

oder

“Mein Kind trödelt”

sind also Geschenke für mehr Verbindung – Verbindung mit dir selbst. Sie helfen dir, herauszufinden, was bei dir los ist. Bist du gestresst, genervt oder wütend? Brauchst du Unterstützung? Ruhe? Oder Leichtigkeit?

Du darfst in deine Verantwortung kommen und Situationen, die potenziell stressig für dich werden, entweder:

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Wie dir das auch in solch brenzligen Situationen gelingen kann, erfährst du in meinem E-Book “Wie du auf Belohnung und Bestrafung verzichten kannst – Wertschätzende Kommunikation mit deinem Kind”. Für mehr Verbindung und mehr Kooperation in deinem Familienalltag.

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