Wenn dein Teenager öfter Konflikte mit anderen Schulkindern erlebt, empfindest du das vielleicht als herausfordernd.
Denn du möchtest, dass dein Kind sich sicher und wohl fühlt.
Ich finde:
Konflikte sind wertvoll. Denn sie helfen uns, unerfüllten Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Konflikte sind eine Einladung zu Entwicklung und mehr Verständnis für uns selbst und andere.
Wie kannst du deinem Kind bei Konflikten mit anderen Schüler:innen helfen? Wie kannst du dein Kind darin bestärken, eigene Lösungen zu finden?
Und wodurch kommt es typischerweise zu Konflikten unter Schulkindern?
Das schauen wir uns hier an!
Warum kommt es eigentlich so oft zu Konflikten zwischen Teenager-Kindern?

In der dritten Autonomiephase passiert bei den Kindern wahnsinnig viel: körperlich, geistig und seelisch. In der Pubertät sortieren sich die Kinder noch mal neu. Das Ober-Bedürfnis in dieser Phase ist Achtung.
Die Kinder beschäftigen sich mit Fragen wie:
- Wer bin ich?
- Wer möchte ich sein?
- Was ist meine Aufgabe hier?
- Wo will ich hin?
Und da entstehen natürlich unterschiedliche Meinungen. Und wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, dann darf es Konflikte geben.
Also ich würde sagen:
Die typische Ursache für Konflikten unter Teenagern ist wirklich diese Findungsphase und diese Abgrenzung: „Wer bist du? Wer bin ich? Was ist für mich okay, was weniger? Was überschreitet eine Grenze?“
Ich glaube, vieles kommt da auch von diesem System des Belohnens und Bestrafens.
Es gibt einen großen Druck, gefallen zu wollen, alles „richtig“ machen zu wollen.
Oder dann eben auch auf der Kehrseite die Rebellion, wenn die Teenager sich gegen das System stellen.
Jedenfalls messen sich viele Teenager an Anforderungen der Gesellschaft und vergleichen sich mit anderen – statt sich mit sich selbst zu beschäftigen und damit, was sie tatsächlich brauchen.
Hier brauchen die Teenager Hilfe (wie in den anderen Autonomiephasen auch).
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So hilfst du deinem Kind bei Konflikten mit anderen Teenagern - 5 Tipps
Tipp 1: Konflikte annehmen lernen
So wenig Konflikte wie möglich zu haben: Das halte ich für wenig wünschenswert.
Denn Konflikte sind das Salz in der Suppe menschlicher Beziehungen. Durch Konflikte können wir immer mehr in Verbindung kommen – mit uns selbst, vielleicht auch mit unserem Gegenüber.
Durch Konflikte können wir wachsen.

Die spannenden Fragen lauten:
„Was brauchst du jetzt gerade?“
Und:
„Wie kannst du dich darum kümmern?“
Gerade Teenager lernen sich durch Konflikte selbst besser kennen und können Erfahrung sammeln.
Das ist in der dritten Autonomiephase so unglaublich wichtig.
Unsere Aufgabe als Eltern ist es, Räume zu öffnen, innerhalb derer die Teenager Erfahrungen sammeln dürfen.
Konflikte unter Kleinkindern und Kindern in der ersten und zweiten Autonomiephase begleiten wir daher anders als Konflikte bei Teenager-Kindern.
Denn Jugendliche in der Pubertät brauchen genau das:
dass sie in geschütztem Rahmen selbst Erfahrungen sammeln dürfen.
Das heißt keineswegs, dass wir die Teenager ins offene Messer rennen lassen.
Wichtig ist eine Atmosphäre, in der die Teenager wissen, dass sie mit allem kommen können.
Egal, was es ist.
Sie werden nie verurteilt. Wir beobachten unsere Kinder und fangen sie empathisch auf.
Wir vermitteln ihnen: Alles, was passiert, ist kein Weltuntergang.
Und wir finden für alles eine Lösung.
Tipp 2: Mit deinem Teenager-Kind ins Gespräch kommen
Wie schaffen wir es, mit unseren jugendlichen Kindern in Verbindung zu bleiben?
Indem wir ihnen offen zuhören, ohne ihr Verhalten zu bewerten.
Indem wir ihnen Empathie schenken.
Offene Fragen zu stellen, kann helfen.
Hier einige Formulierungshilfen, mit denen ihr ins Gespräch kommen könnt:

- „Erzähl doch mal. Was ist denn da genau passiert?“
- „Wie geht es dir mit dem Konflikt?“
- „Warum macht dich der Konflikt traurig?“
- „Was nervt dich an der Sache?“
- „Was brauchst du gerade?“
Du brauchst keine fertigen Lösungen. Höre deinem Kind aktiv zu und zeige Verständnis. Ziel ist es, in einen kooperativen, verständnisvollen Dialog zu kommen und Bedürfnisse zu kommunizieren. Das ist für den Moment genug.
Wenn mein Sohn heimkommt und mir von einem Konflikt erzählt, darf er sich erst mal so richtig auskotzen. Voll rein in die Wolfssprache, die ja in der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg die Machtsprache ist, in der wir bewerten und verurteilen.
Und da gehe ich auch voll mit rein!
Und dann hole ich ihn ab. Wie fühlt sich das für dich an? Wie fühlst du dich eigentlich gerade?
Und dann überlegen wir:
Welche Bedürfnisse sind das dahinter?
Tipp 3: Dem Kind helfen, eigene Lösungen zu erarbeiten
Wenn dein Kind seine Gefühle im Zusammenhang mit dem geschilderten Konflikt benannt hat, könnt ihr gemeinsam nach den unerfüllten Bedürfnissen suchen, die dahinterstecken.
Wenn Menschen miteinander einen Konflikt haben, dann ist mindestens ein Bedürfnis unerfüllt.

Fragt mit Blick auf den Konflikt des Kindes: Welches Bedürfnis ist das?
Und wie kann dein Kind sich selbstbestimmt um dieses Bedürfnis kümmern — unabhängig davon, was ein bestimmter Mensch zu tun oder zu lassen hat?
Wichtig ist, dass dein Kind versteht:
Niemand anderes ist dafür zuständig, sein unerfülltes Bedürfnis zu erfüllen.
Also lautet die Frage:
„Wie kannst du dieses Bedürfnis erfüllen – unabhängig von einem bestimmten Menschen, mit dem du gerade einen Konflikt hast? Was brauchst du gerade?“
So lösen wir uns von Erwartungen, wie sich unser Gegenüber zu verhalten hat.
Wir dürfen gucken, was wir brauchen und wie wir uns darum kümmern können. Da dürfen wir wirklich kreativ werden, um Lösungen zu finden und in unsere Selbstermächtigung zu kommen.
Und sofern du dein Kind bisher mit der #gfkmitkathy begleitet hast, lade es dazu ein, dass es sich noch mehr von Kategorien wie „Richtig“ oder „Falsch“ befreien darf.
Und dass es noch mehr sich selbst finden darf.
Tipp 4: Jederzeit stabile:r Begleiter:in an der Seite des Kindes sein
In der dritten Autonomiephase haben die Kinder ein unfassbar großes Bedürfnis nach Sicherheit.
Dein Kind braucht dich als stabile Person an seiner Seite. Es darf wissen:
Da kann ich mit allem hinkommen. Da kann ich alles dalassen.

Ich werde hier nie verurteilt. Ich werde erst mal in den Arm genommen und darf mich auskotzen.
Mama/Papa bleibt immer an meiner Seite. Und am Ende finden wir für alles eine Lösung.
Ich bin hier in Sicherheit. Ich werde bedingungslos geliebt. Ich darf so sein, wie ich bin.
Teenager-Kinder wollen in erster Linie mit all ihren Themen wahrgenommen werden.
Dabei braucht es weder sofort noch für alles eine Lösung.
Je nach Alter deines Kindes und je nachdem, wie herausfordernd der Konflikt ist, könnt ihr überlegen, welche Art von Unterstützung seitens der Eltern dein Kind braucht.
Tatsächlich hat auch mein Sohn mit 17 Jahren hin und wieder noch das Bedürfnis nach Unterstützung.
Und will mich an seiner Seite haben auf seinem Weg durch einen Konflikt.
Da hatten wir dann beispielsweise schon die Situation, dass ich mit meinem Sohn gemeinsam WhatsApp-Nachrichten formuliert habe.
Oder dass er etwas geschrieben hat und es mir dann noch mal vorgelesen hat und ich habe ihm meine Impulse dazu gegeben.
Und er hat dann gegebenenfalls seinen Text nochmals umformuliert.
Denn es geht ja in der dritten Autonomiephase ganz viel um das Oberbedürfnis nach Achtung.
Und die umschließt auch den Respekt davor, dass Jugendliche ganz viel selber machen wollen.
Doch sie dürfen wissen:
Wenn sie an ihre Grenzen stoßen, erhalten sie jederzeit unsere Unterstützung.
Ich bin auch an der Seite meines Sohnes, wenn er ganz woanders ist.
Es kann zum Beispiel vorkommen, dass mein Sohn eine Woche lang bei einem Kumpel ist.
Und dann beschäftigt ihn was.
Oder manchmal melde ich mich ja auch bei ihm und frage:
„Wie ist die Stimmung?“
Und dann kann es sein, dass er antwortet:
„Gerade weniger gut.“
Also frage ich ihn:
„Was ist los?“
, und mein Sohn erzählt mir von einem Konflikt.
Dann frage ich:
„Brauchst du Hilfe?“
Das heißt:
Ich frage ihn erst mal, ob er möchte, dass ich ihn bei diesem Konflikt unterstütze.
Vielleicht hat er ja schon eine Idee, wie er sich um sich kümmern kann.
Das frage ich ihn jedenfalls auch.
Und nächsten Tag frage ich wieder nach:
„Wie ist es gelaufen? Wie ist die Stimmung? Konntet ihr reden? Konntest du dich um dich kümmern?“
Da bin ich sehr präsent.
Ich bin am Start für meinen Sohn. Und zeige ihm das auch immer wieder.
Ich bin da, egal was passiert, Ich bin da und ich bleibe auch da. Und wir finden für alles eine Lösung.
Tipp 5: Teenagern Raum für eigene Erfahrungen lassen
Jugendliche in der dritten Autonomiephase wollen eigene Erfahrungen sammeln.
Deshalb kann es dir ergehen wie mir mit meinem Sohn.
Da kann es schon passieren, dass ich ihm einen Impuls oder einen Ratschlag gebe und er es dann ganz anders macht.

Das ist auch keineswegs zu verurteilen.
Das ist für mich völlig in Ordnung.
Er kann mit der nächsten Situation sehr gern wieder zu mir kommen und wir gucken uns das wieder gemeinsam an.
Das hat auch viel mit Achtung zu tun, mit Autonomie, mit Integrität.
Meine Botschaft an ihn lautet:
„Du kannst das so machen, wie du das möchtest. Ich öffne dir Räume, eigene Erfahrungen zu sammeln.“
Klar läuft da mal was anders als gedacht oder geplant. Doch wir wachsen ja an solchen Erfahrungen und Teenager dürfen aus Fehlern lernen.
Wenn er möchte, helfe ich meinem Sohn dabei, diese eigenen Erfahrungen zu sammeln. So weit wie er meine Unterstützung braucht und möchte.
Wenn wir beispielsweise in einem Konflikt mit einem Mitschüler gemeinsam eine WhatsApp-Nachricht formuliert haben, frage ich am nächsten Tag:
„Hast du die Nachricht abgeschickt? Was gab es für eine Reaktion? Brauchst du noch meine Hilfe?“
Die Antwort ist dann mal so und mal so. Es kann sein, dass er sagt:
„Jetzt will ich erst mal selber weitermachen.“
Oder er sagt:
„Ich weiß keine Lösung. Und ich hab keine Strategie“
Dann sag ich oft:
„Konflikte dürfen dauern. Wir brauchen selten sofort eine Lösung. Du darfst dich da ausprobieren.“
Konflikte zu durchleben sind Teil eines Wachstumsprozesses.
Ich bin so stolz und so dankbar, dass ich dabei zusehen und dieses Kind Teenager-Kind in seinem Wachstum begleiten darf.
Fazit
Konflikte sind nichts Schlimmes. Sie dürfen passieren. Und es ist keinesfalls das Ziel, Konflikte künftig zu vermeiden. Denn wir können daran wachsen.
Es geht darum, immer mehr zu sich selbst zu finden.
Sich zu fragen:
Was brauche ich? Wie kann ich mich um mich kümmern?
Dadurch werden die Konflikte von selbst abnehmen, weil wir uns abgrenzen.
Und gleichzeitig dürfen Konflikte sein, weil wir durch diese Konflikte wieder mehr über uns lernen und uns um uns kümmern können.
Vielleicht lernen wir auch mehr über unser Gegenüber und kommen auch hier in Verbindung.
Also, lasst uns Konflikte kultivieren!
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