„Wenn du jetzt nicht kommst, dann geh ich allein!“
Vielleicht hast du so etwas auch schon einmal gesagt.
Viele Eltern ertappen sich in stressigen Situationen dabei, ihrem Kind zu drohen.
Oft passiert das ganz automatisch:
Wir sind müde, haben es eilig oder stehen sonst irgendwie unter Druck – und plötzlich rutscht uns ein „Wenn … dann …“ heraus.
Das Verzwickte daran ist, dass Drohungen bisweilen kurzfristig zum Erfolg führen:
Das Kind „funktioniert“ wie gewünscht. Doch sie schaffen Distanz statt Nähe.
Und eigentlich wünschen wir uns doch echte Kooperation, Vertrauen und eine liebevolle Verbindung, die an keinerlei Bedingungen geknüpft sind.
Du möchtest das beklemmende Gefühl loswerden, das solche Machtkämpfe bei dir selbst und bei deinem Kind auslösen?
Dann lade ich dich herzlich ein und nehme dich an der Hand:
Wir gucken uns an, wie es anders geht.
Die wichtigsten Infos zusammengefasst:
Drohungen sind ein Hilferuf: Sie entstehen meist aus Überforderung und alten Mustern.
Kinder brauchen Verbindung, statt Angst: Strafen und Drohungen schwächen Vertrauen, Verbindung und Selbstwertgefühl.
Es geht auch ohne Drohen: Mit fünf einfachen Strategien kommst du raus aus dem Machtkampf, rein in die Kooperation!
Warum wir (unbewusst) Drohungen in der Erziehung einsetzen
Wenn Eltern Drohungen einsetzen, stecken dahinter im Wesentlichen zwei Dinge.
Das erste ist, dass Eltern in dem Moment in einer Situation der Überforderung und Hilflosigkeit sind: Das Kind verhält sich anders, als es die Eltern von ihm erwarten. Und sie möchten jetzt, dass es klappt. Entweder, weil es für das Kind, beispielsweise für seine Gesundheit, wichtig ist. Oder weil sie noch etwas zu erledigen haben. Oder weil sie einfach möchten, dass dann auch mal Feierabend ist.
Und aus dieser Hilflosigkeit und Überforderung heraus drohen Eltern ihren Kindern:
- „Entweder du putzt jetzt deine Zähne oder du bekommst eben morgen keine Süßigkeiten mehr.“
- „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, gebe ich dir weniger Medienzeit.“
- „Hör sofort auf zu schreien! Sonst setzt du dich draußen auf die Treppe, bis du dich wieder beruhigt hast!“
- „Entweder du machst jetzt deine Hausaufgaben oder du darfst heute nicht raus zum Spielen.“
Sie drohen also eine Bestrafung an – oder ziehen sich selbst zurück. Das ist klassischer Liebesentzug – Wolfssprache vom Feinsten, würd ich mal sagen.
Und das zweite Wichtige ist dann die Frage: Warum machen Eltern das? Wahrscheinlich, weil sie diese Strategie aus der eigenen Kindheit so kennen. Entweder von den eigenen Eltern oder aus dem Kindergarten oder aus der Schule. Auf jeden Fall findet diese Art von Drohungen ja in unserer Gesellschaft statt – als Mittel zum Zweck, damit es funktioniert. Denn wir leben nun mal in einer Gesellschaft, in der es „funktionieren muss“
Wir haben Leistung zu erbringen, um dazuzugehören. Wir haben uns an Regeln zu halten. Und wer sich über Regeln hinwegsetzt, bekommt eine Strafe.
Das ist die Art, wie in unserer Gesellschaft miteinander umgegangen wird. Das ist also ein gelerntes Muster, eine gelernte Strategie. Und deswegen drohen auch Eltern ihren Kindern.
Ich möchte diese Eltern keinesfalls dafür verurteilen. Sie versuchen in dem Moment ja, sich um sich selbst und auch um ihr Kind zu kümmern. In der jeweiligen Situation ist die Strategie des Drohens ihr einzig Mögliches.
Gleichzeitig möchte ich alle Eltern, die sich damit unwohl fühlen, einladen: Wie kannst du den Blick auf dein Kind ändern? Wie kannst du anders reagieren – selbst wenn du gerade gestresst bist? Wie kommst du raus aus Bedrohung und Bestrafung?
Dazu gebe ich dir gleich konkrete Impulse.
Was bewirken Drohungen bei Kindern?

Drohung und Bestrafung können Gefühle wie Angst, Schuld oder Scham bewirken.
Wenn Kinder für ihr Verhalten bewertet werden, erfahren sie, dass andere darüber entscheiden, ob etwas richtig oder falsch ist. Mit der Zeit lernen sie, sich an äußeren Erwartungen zu orientieren, statt auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören.
Dadurch können negative Glaubenssätze entstehen, zum Beispiel
- „Ich mache immer alles falsch.“
- „Ich bin zu laut/wild.“
- „Ich bin dumm.“
- „Ich bin nicht liebenswert.“
- „Ich darf keine Fehler machen.“
Strafen und Drohungen fördern außerdem bei Kindern das Konkurrenzdenken, denn es entsteht bei ihnen der Eindruck:
„Der Stärkere gewinnt“ oder „Der Stärkere hat recht.“
Darunter leiden Nähe, Verbindung und gegenseitiges Verständnis. Es wird schwerer, erfüllende Beziehungen zu den Mitmenschen einzugehen.
Auch die Freude am neugierigen Forschen und daran, eigene Lösungswege zu entwickeln, kann verloren gehen.
Statt intrinsischer Motivation entsteht immer stärker der Antrieb, Erwartungen von außen zu erfüllen.
Und Kinder handeln immer mehr mit dem Ziel, es anderen recht zu machen – statt sich über eigene Bedürfnisse bewusstzuwerden, die eigenen Grenzen zu erkennen und sie leben zu dürfen.
Erziehen ohne Drohen – warum das funktioniert
Doch es geht anders.
Eltern drohen, wenn sich das Kind dem Mitmachen entzieht, wenn es „nicht funktioniert“. Das heißt: Wir brauchen Kooperation.
Und wann kooperieren Kinder (Erwachsene übrigens genauso)? Wenn sie mit ihren Bedürfnissen gesehen und verstanden werden.
Der Schlüssel liegt darin, dass wir Eltern die Perspektive wechseln. Dass WIR bereit sind, mitzumachen.
Anstatt zu denken „Mein Kind will mich ärgern“, dürfen wir uns fragen:
„Auf welches unerfüllte Bedürfnis möchte mein Kind mich aufmerksam machen? Und was braucht es gerade, um mitmachen zu können?“
Denn Kinder zeigen durch ihr Verhalten, dass sie im Augenblick etwas anderes brauchen.
Sobald wir dies erkennen und dieses Bedürfnis verstehen und bereit sind, es zu erfüllen, entsteht Verbindung.
Und aus dieser Verbindung heraus wächst die Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu finden.
Deshalb darfst du lernen zu erkennen, welches Bedürfnis bei deinem Kind unerfüllt ist – und Wege finden, wie dieses Bedürfnis erfüllt werden kann.
Und dann kann dein Kind freiwillig mitmachen.
An die Stelle von Angst oder Schuldgefühlen tritt bei den Kindern die Gewissheit:
„Mama/Papa sieht mich und versteht mich.“
Auch für Eltern bringt es eine große Entlastung, wenn sie auf Drohungen verzichten.
Der Fokus verschiebt sich von Kontrolle hin zu Verbindung – und das bringt so viel mehr Gelassenheit in den Familienalltag.
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Warum lohnt es sich, auf Belohnung und Bestrafung zu verzichten? Und wie setzt du das im Familienalltag um? Darum geht’s in meinem dreiteiligen „Ohne-Wenn-Dann-Kompass“. Wir schauen uns konkrete Situationen an und ich zeige dir, wie du sie ab sofort lösen kannst, ohne in Machtkämpfen mit Sätzen wie „Wenn du jetzt nicht …, dann …“ zu landen.
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Wie höre ich mit dem Drohen bei der Erziehung auf? 5 Strategien für eine Erziehung ohne Drohungen
Du willst raus aus der Hilflosigkeit und Überforderung? Du möchtest dein Kind ohne Schimpfen, Drohungen und Bestrafung begleiten? Dann guck dir gerne hier an, wie es anders gehen kann!
1. Beobachten statt bewerten
Bevor du sprichst, frage dich:
„Was habe ich gesehen oder gehört?“
Die Unterscheidung von Beobachtung und Bewertung ist unglaublich wichtig. Denn sie öffnet den Raum für Verständnis – und verhindert, dass sofort Druck oder Drohungen ins Spiel kommen.
Klingt kompliziert? Ich mache mal Beispiele, dann verstehst du sofort, was ich meine:
Bewertung: „Mein Kind ist frech.“
Beobachtung: „Mein Kind hat laut ‚Nein!‘ gesagt.“
Bewertung: „Du bist immer so unordentlich.“
Beobachtung: „Deine Bausteine liegen auf dem Boden.“
Du beschreibst also wertungsfrei, was du siehst oder hörst – statt dein Kind anzugreifen.

2. Bedürfnisse erkennen
Und dann kannst du genauer hinschauen: Welches Bedürfnis steckt hinter dem Verhalten meines Kindes? Was braucht mein Kind gerade? Hier auch wieder Beispiele:
Beobachtung: Dein Kind wirft Essen vom Tisch.
Mögliche Bedürfnisse:
- Spiel & Spaß („Das macht so lustige Geräusche, wenn der Brei auf den Boden fällt.“)
- Abenteuer („Wie fliegt die Nudel?“)
- Verbindung („Schau mal, Mama/Papa reagiert darauf.“)
- Autonomie („Ich bestimme, was ich esse.“)
- Bewegung („Mir reicht’s, ich will nicht mehr sitzen.)“

Beobachtung: Dein Kind sagt, es möchte noch wach bleiben statt jetzt ins Bett gehen.
Mögliche Bedürfnisse:
- Nähe („Ich will noch kuscheln.“)
- Autonomie („Ich will selber entscheiden, wann ich schlafen gehe.“)
- Spiel & Spaß („Ich will noch den Lego-Turm fertigbauen.“)
- Geborgenheit („Ich will noch bei Mama/Papa sein.“)
- Orientierung („Ich habe noch kein klares Signal, dass der Tag endet.“)
Und so weiter.
Und wenn du dann das unerfüllte Bedürfnis gefunden hast, kannst du die passende Strategie suchen.
3. Gemeinsam Lösungen finden
Kinder wollen kooperieren. Wenn ihre Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden, machen sie gerne mit.
Stell dir vor, du möchtest mit deinem Kind das Haus verlassen. Du gibst deinem Kind die Schuhe, damit es sich anzieht.
Doch dein Kind weigert sich: „Ich zieh die blöden Schuhe nicht an.“
Dann guckst du: Welches Bedürfnis ist bei deinem Kind gerade unerfüllt? Wie hilfst du deinem Kind, in die Kooperation zu kommen? Wenn es bei deinem Kind beispielsweise um das Bedürfnis nach Autonomie geht, dann kannst du

- in der ersten Autonomiephase (ca. 2-5 Jahre) deinem Kind helfen, die Schuhe allein anzuziehen
- in der zweiten Autonomiephase (ca. 5-8 Jahre) dein Kind in die Entscheidung über die Auswahl der Schuhe einbeziehen
- dein Kind in der dritten Autonomiephase (ab ca. 9 Jahren) die Erfahrung machen lassen, was ohne Schuhe passiert.
Also statt:
„Wenn du jetzt nicht sofort die Schuhe anziehst, gehe ich allein zu Oma und Opa.“
Lieber:
„Wir gehen jetzt los, weil wir mit Oma und Opa verabredet sind und mir Zuverlässigkeit wichtig ist. Du entscheidest selbst: Ziehst du die roten oder die blauen Schuhe an?“
Kind:
„Die blauen!“
Elternteil:
„Super, hier die blauen Schuhe. Anziehen.“
Beziehe dein Kind altersgerecht in die Lösungssuche ein. Schon kleine Kinder haben kreative Ideen, wenn sie spüren, dass sie mit ihren Bedürfnissen gesehen werden.
Und Kinder kooperieren leichter, wenn sie merken, dass ihre Ideen zählen.
Wenn du eine Lösungsstrategie zur Bedürfniserfüllung vorschlägst, die dein Kind ablehnt, so bedeutet das keinesfalls, dass es „nicht hören will“.
Es zeigt dir nur: Es braucht eine andere Strategie oder deine Führung und eine klare Ansage. Beobachte dein Kind und du wirst den Unterschied erkennen.
4. Elterliche Führung statt Drohung
Es gibt Situationen, die unsere Verantwortung und Führung brauchen – etwa dann, wenn es um Sicherheit oder Gesundheit geht.
Führung bedeutet keinesfalls Machtmissbrauch, sondern dient der Elterlichen Fürsorge. Doch wir dürfen diese Situationen so gestalten, dass wir jederzeit in Verbindung bleiben.
Beispielsweise wenn dein Kind ein Medikament braucht:
Dann ist es deine Elterliche Verantwortung, dass dies auch geschieht. Ich zeige dir, wie es gehen kann.

Statt:
„Wenn du das jetzt nicht nimmst, bist du selbst schuld, wenn du krank bleibst.“
Lieber:
„Du findest das Medikament blöd, stimmt das?!“
Kind:
„Ja. Das schmeckt eklig.“
Elternteil:
„Ich höre, dass du den Geschmack ekelig findest. Gleichzeitig ist es wichtig für deinen Körper, damit du gesund wirst. Ich entscheide, dass du das Medikament nimmst. Du entscheidest, ob du danach Apfelmus oder Joghurt isst, damit der eklige Geschmack schnell wieder weggeht.“
Es gibt Situationen, die unsere Verantwortung und Führung brauchen – etwa dann, wenn es um Sicherheit oder Gesundheit geht.
Führung bedeutet keinesfalls Machtmissbrauch, sondern dient der Elterlichen Fürsorge. Doch wir dürfen diese Situationen so gestalten, dass wir jederzeit in Verbindung bleiben.
Beispielsweise wenn dein Kind ein Medikament braucht:
Dann ist es deine Elterliche Verantwortung, dass dies auch geschieht. Ich zeige dir, wie es gehen kann.
Statt:
„Wenn du das jetzt nicht nimmst, bist du selbst schuld, wenn du krank bleibst.“
Lieber:
„Du findest das Medikament blöd, stimmt das?!“
Kind:
„Ja. Das schmeckt eklig.“
Elternteil:
„Ich höre, dass du den Geschmack ekelig findest. Gleichzeitig ist es wichtig für deinen Körper, damit du gesund wirst. Ich entscheide, dass du das Medikament nimmst. Du entscheidest, ob du danach Apfelmus oder Joghurt isst, damit der eklige Geschmack schnell wieder weggeht.“
Das heißt:
Die Verantwortung bleibt immer klar bei den Eltern. Du als Elternteil triffst die notwendige Entscheidung. Dein Kind bekommt die Möglichkeit, etwas anderes zu entscheiden und lernt: Meine Bedürfnisse zählen.
5. Haltung statt Technik
Das Wichtigste ist, dass du hier keine Methode abarbeitest.
Es kommt auf deine innere Haltung an:
Bist du bereit, mit deinem Kind in echte Kooperation zu gehen, statt Macht auszuüben?
Mit der Haltung, dass Kinder nichts tun, um uns zu ärgern, sondern weil gerade eines ihrer Bedürfnisse unerfüllt ist, verändert sich automatisch auch unsere Sprache.
Drohen hört dort auf, wo wir uns bewusst für Beziehung und Verbindung entscheiden – für einen Umgang, in dem die Bedürfnisse beider Seiten zählen.

Eine Haltung ohne Drohungen bedeutet, dass wir uns immer wieder bewusst machen: Mein Kind ist keineswegs gegen mich – es ist für sich.
Das erfordert immer wieder die Bereitschaft, hinzuschauen und selbst zu kooperieren. Auf Dauer gewinnst du damit so viel mehr als durch das schnelle „Funktionieren“ – nämlich Verbindung und Vertrauen.
Fazit
Drohungen entstehen aus Hilflosigkeit, Stress oder weil wir es selbst so gelernt haben. Doch sie schaffen Distanz, wo wir uns eigentlich Verbindung wünschen.
Die gute Nachricht: Es gibt einen anderen Weg!
Wenn wir beginnen, hinter dem Verhalten unserer Kinder die unerfüllten Bedürfnisse zu sehen, entsteht Verbindung statt Machtkampf.
Mit der Haltung der GFK und der LilaLiebe®, also der Bedürfniswelt von Kindern, im Blick können wir Situationen begleiten, ohne Strafen oder Drohungen einzusetzen. Für einen Familienalltag, in dem Kinder gern mitmachen.
Das haben Leser:innen noch gelesen:
Relevante Podcast-Folgen:
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