Stress bei Kindern: Alles zu Ursachen, Folgen und 3 Tipps, wie du bei deinem Kind Stress reduzierst

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Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Die Kinder sind gestresst, die Eltern sind gestresst. Die Lehrer:innen in der Schule und die Betreuungsmenschen in den Kitas sind ebenfalls gestresst.

Von klein auf stehen unsere Kinder unter Druck, werden mit anderen verglichen, haben Erwartungen zu erfüllen.

Wie erkennst du, ob dein Kind unter Stress leidet? Und wie können wir unsere Kinder dabei unterstützen, zu sich selbst und in die Entspannung zu finden?

In diesem Artikel bekommst du Infos zu typischen Ursachen und Folgen – und vor allem praktische Tipps, wie du deinem Kind beim Stressabbau hilfst. Für einen entspannten Familienalltag.

(Falls es bei euch in erster Linie um Schulstress geht, so habe ich dafür einen eigenen Artikel für dich.)

Kinder gestresst und überfordert? Wie kann das passieren?

Die Gesellschaft, in der wir leben, macht es uns manchmal wirklich schwer.

Wir werden zum Funktionieren erzogen. Es geht darum, Leistung zu erbringen. Nur, wer was leistet, der gehört dazu, der ist liebenswert, aus dem wird was.

Dieser Leistungsdruck spiegelt sich darin wider, wie mit unseren Kindern in Kita und Schule umgegangen wird.

Es fängt bereits in der Kita an. Spätestens, wenn das Kind ein Vorschulkind ist, heißt es: „Das musst du jetzt alleine machen. Das musst du können, weil du jetzt ein Vorschulkind bist.“

Dann geht es in der Schule weiter mit den Noten und mit der Frage, wie die Kinder lernen. Menschen lernen sehr unterschiedlich.

Es gibt verschiedene Lerntypen und darauf wird in der Regel wenig eingegangen. Sondern es wird eine Lernmethode vorgegeben, und wer da schlecht reinpasst, der ist dann eben langsamer als andere und schneidet dann weniger gut ab.

Dabei wäre dieser Mensch vielleicht im gleichen Tempo unterwegs, wenn ihm die Lernmethode individuell angepasst würde.

Na ja … Und so geht es dann halt weiter … Nur wer bestimmte Abschlüsse hat, darf bestimmte Dinge machen.

Nur wer was geleistet hat, der ist auch was wert. Das schwingt überall mit.

Und das alles erzeugt natürlich einen unglaublichen Druck.

Diesen Druck spüren die Kinder und sie übernehmen ihn.

Sie erleben auch die Eltern als gestresst. Die meisten Eltern haben einen unglaublichen Stress, den Alltag zu bewältigen.

Eltern stehen morgens auf, haben ihre Kinder fertig zu machen und auf den Weg zu bringen, dann zur Arbeit, die Arbeit erledigen, dann wieder die Kinder abholen, Kinder zum Hobby bringen.

Es ist gefühlt sehr, sehr viel. Und unter anderem deshalb neigen Eltern dazu, ihre Kinder die ganze Zeit so anzutreiben.

(Wenn du merkst, dass du selbst gestresst und genervt davon bist, Mutter zu sein, und es eigentlich dein Stress ist, der sich auf dein Kind überträgt: Dann hab ich dafür einen eigenen Artikel für dich.)

Der ganze Druck und der ganze Stress wirken sich natürlich auf die Entwicklung von Kindern aus.

Kinder neigen dazu, sich mit anderen zu vergleichen, statt bei sich zu sein und zu gucken:

Was brauche ich eigentlich?
Wie gefalle ich mir?
Wer möchte ich eigentlich sein?

Aufgrund des Leistungsdrucks beschäftigen sich Kinder mehr mit Fragen wie:

Was gefällt den anderen?
Wie kann ich mich so verhalten, dass ich den anderen gefalle?

Ist dein Kind gestresst? So erkennst du Symptome

Stress kann sich auf tausend Arten zeigen. Hier nenne ich nur ein paar:

Du als Mama oder Papa spürst das, wenn dein Kind gestresst ist. Du kennst dein Kind am besten.

Dann kannst du dir mal den Alltag deines Kindes angucken.

Und vor allem:

Sprich mit deinem Kind darüber. Das Gespräch wird natürlich je nach Alter deines Kindes unterschiedlich aussehen. (Wenn du dir mehr Unterstützung dabei wünschst, wie so ein Gespräch laufen kann: Ich habe einen eigenen Artikel darüber geschrieben, in dem du lernst, wie du Bedürfnisse kommunizieren kannst.)

Starte am besten mit einer Beobachtung und frage dein Kind nach seiner Meinung.

Etwa so könntest du ein Gespräch starten:

„Ich habe den Eindruck, dass du sehr viel Druck und sehr viel Stress hast. Was meinst du? Wie geht es dir?“

Ich habe solche Gespräche auch mit meinen Kindern geführt. Und zwar in dem Bewusstsein, dass vieles an Stress ja von uns Eltern ausgeht.

Kürzlich habe ich zum Beispiel meinen Sohn gefragt, ob er den Eindruck hat, dass ich zu wenig Zeit für ihn habe.

Daraufhin hat er gesagt:

„Du machst schon sehr viel.“

Ich meinte:

„Meine Frage war eine andere. Ich wollte wissen, ob du den Eindruck hast, dass ich zu wenig Zeit für dich habe.“

Und er hat das verneint. Wenn er den Eindruck gehabt hätte, dann hätten wir darüber gesprochen, was er braucht. Und ich hätte geguckt, wie ich das einrichten kann.

Meine Tochter habe ich letztens auch gefragt, ob sie den Eindruck hat, dass wir immer alles schnell, schnell machen.

Meine Tochter sagte dazu:

„Ja – vor allem so unter der Woche manchmal.“

Dann habe ich eine Strategie gefunden, wie wir das entschleunigen können. In unseren Fall war die Strategie, dass mich im Reitstall jemand täglich dabei unterstützt, die Pferde zu füttern.

Das heißt, wir fahren da jetzt hin und „reiten nur noch“.

Denn das Füttern übernimmt jemand anderes. Dadurch haben wir wesentlich mehr Entschleunigung im Stall.

Und meine Tochter kriegt mit, dass ich meditiere, dass ich Yoga mache.

Manchmal macht sie mit. Manchmal sprechen wir zusammen Glaubenssätze.

Ich vermittle ihr damit:

Ich darf das Tempo rausnehmen, ich darf mich um mich kümmern, ich darf mein eigenes Tempo gehen. Das wirkt alles auch auf meine Kinder.

Stress bei Kindern abbauen - 3 Tipps, um deinem Kind beim Stressabbau zu helfen

Tipp 1: Den Alltag bewusst gestalten

Beobachte dein Kind und euren Alltag und hinterfrage immer wieder, wo du ihn gegebenenfalls entschleunigen kannst.

Das heißt für dich als Elternteil wirklich zu gucken: Was kannst du im Umgang mit deinem Kind verändern? Damit kannst du hier schon mal den Druck rausnehmen.

Und natürlich wirkt das auch auf den Selbstwert deines Kindes.

Es darf wissen:

„Ich habe nichts zu leisten. Ich werde geliebt. Ich bin liebenswert – so, wie ich bin.”

Tipp 2: Kinder dabei unterstützen, zu sich selbst zu finden

Sich mit anderen zu vergleichen, ist ein richtiger Stress-Booster. Das kennst du vielleicht von dir selbst.

So oft haben wir den Eindruck, dass irgendjemand irgendwas viel besser kann als wir selbst. Das ist Gift für den Selbstwert.

Unterstütze dein Kind dabei, auf den ständigen Vergleich mit anderen zu verzichten.

Und unterstütze dein Kind dabei, zu gucken:

„Wie möchte ich sein? Was möchte ich in der Schule lernen? Wie möchte ich lernen? Welche Noten möchte ich haben?“

Wenn dein Kind das klar hat, könnt ihr euch darum kümmern – unabhängig davon, wie die Lehrer:innen oder die Klassenkamerad:innen das finden. Klar, da dürfen wir die Kinder begleiten.

Ich erzähle dir mal ein Beispiel von meiner Tochter.

Für sie starten jetzt gerade, während ich das schreibe, die Sommerferien. Sie hat die Schulbücher mit nach Hause gebracht. Ich habe sie gefragt, ob sie mit ihren Ergebnissen zufrieden ist.

Meine Tochter sagte mir, dass sie eigentlich schon gerne in der dritten Klasse wäre und lieber mit den Heften der dritten Klasse arbeiten würde.

Ich habe meine Tochter gefragt, ob sie einen Tipp haben möchte, was sie machen könnte. Sie sagte „ja“.

Ich habe ihr vorgeschlagen, dass sie zu ihrer Lehrerin geht und sie fragt, was sie alles in diesem Heft zu tun hat, damit sie dann zum Start der dritten Klasse gleich die entsprechenden Hefte bekommen kann – statt erst Wochen später.

Genau das hat sie gemacht.

Tipp 3: Intrinsische Motivation fördern

Jetzt im Urlaub sortiere ich erst mal, wie viel das ist, was meine Tochter da zu tun hat. Ich habe noch keinen Freiraum gefunden, mir das anzugucken.

Doch ich begleite sie dabei. Wir erstellen einen Plan.

Meine Tochter „muss“ das keinesfalls machen. Doch sie kann das machen und sie darf sich daran ausprobieren.

Wichtig ist nur, dass sie es für sich macht – statt für andere. Sie möchte das dritte Heft haben.

Ob sie das jetzt zum Start der dritten Klasse oder Wochen später bekommt, ist am Ende wenig entscheidend. Mir ist viel wichtiger, dass sie lernt:

„Was will ich? Und wie komme ich dahin? Wie kann ich mich darum kümmern?“

Und das ist dann kein Leistungsdruck. Denn sie macht es weder für die Schule noch für mich. Sondern sich macht es für sich.

Das ist ihre eigene, ihre intrinsische Motivation.

Zusammengefasst: Kinder stärken, damit sie Stress und Leistungsdruck gelassen begegnen können

Realistisch betrachtet können wir die Gesellschaft, in der wir leben, wenig verändern.

Doch wir können unsere Kinder dabei unterstützen, sich darin zurechtzufinden.

Wir dürfen ihnen zeigen, wie sie mit Druck, Stress und Leistungserwartungen umgehen können.

Das Wichtigste dafür ist meiner Meinung nach, dass wir unseren Kindern mitgeben, dass sie geliebt sind – und zwar genau so, wie sie sind.

Und dass sie verstehen, dass das Vergleichen mit anderen sie in ihrer Entwicklung wenig voranbringt.

Und dass wir sie innerlich stark machen, damit sie den Herausforderungen der Welt da draußen gewachsen sind.

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Wenn du noch mehr Impulse möchtest, um dein Kind und dich selbst stark gegen Stress zu machen, findest du in meinem Podcast viele Folgen dazu. Gib dort einfach mal im Suchfenster das Wort „Stress“ ein und schau, zu welchem Thema du dir am meisten Unterstützung wünschst.

Denn eins ist klar: Damit wir unsere Kinder vor Stress schützen können, dürfen wir auch selbst in unsere Mitte finden. Selbstwert stärken – das geht nur, wenn wir alle Mitglieder des Familiensystems im Blick behalten. Nutze daher gerne meine weiteren Angebote für mehr Selbstfürsorge.

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Herzlich Willkommen auf meinem Blog!

Ich bin Kathy Weber, 2-fache Mama und ausgebildete Trainerin der Gewaltfreien Kommunikation nach M. Rosenberg.
Ich helfe dir zu verstehen, was dein Kind dir mit seinem Verhalten wirklich sagen möchte und wie ihr Konflikte im Alltag in Verbindung lösen könnt.

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