Teenager & Haushalt: So klappt die Mithilfe ohne Zwang und Strafen

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Das Geschirr stapelt sich auf der Küchenablage, das Zimmer sieht mal wieder aus wie nach einem Tornado – und dein Kind rührt keinen Finger?

Viele Eltern kennen die Situation. Während Mama und Papa händeringend versuchen, alles auf die Kette zu kriegen, stecken die Jugendlichen mal wieder im „Null-Bock-Modus“. Konflikte und knallende Türen sind da fast vorprogrammiert.

Oder geht es doch anders?

Wie du dein Teenager-Kind zur Mithilfe im Haushalt motivierst, ohne Druck und Strafen auszuüben – darum geht’s in diesem Artikel.

Die wichtigsten Infos zusammengefasst:

Empathie statt Zwang: Jugendliche dürfen „null Bock“ haben und sich auskotzen.

Eigenes Zimmer = eigene Verantwortung: In ihrem Bereich dürfen Jugendliche ausprobieren, was das Bedürfnis Ordnung für sie bedeutet und wie sie es erfüllen können.

Aufgaben klar absprechen: Ein gemeinsamer Haushaltsplan mit definierten Zuständigkeiten (z. B. Ministerposten) schafft Orientierung.

Wenn Teenager nicht im Haushalt helfen wollen: Was steckt hinter der Null-Bock-Mentalität?

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Dass Kinder keine Lust haben, mit anzupacken, ist zunächst mal eine Interpretation.

Wir beobachten:

Kinder sagen „nein“ zum Aufräumen. Sie sagen „nein“ zum Müllrunterbringen. Sie sagen „nein“ zur Mithilfe, weil sie keine Bereitschaft zur Kooperation haben.

Für uns als Eltern ist wichtig zu wissen, dass Teenager sich in einer unfassbar tiefgreifenden Entwicklungsphase befinden. Körper, Gehirn und Seele – alles ist im Umbau.

Und in dieser Zeit (der dritten Autonomiephase oder auch Pubertät) sind Abgrenzung und eigene Erfahrungen machen zu dürfen essentiell wichtig für die Jugendlichen. Wenn dein Teenager „nein“ zum Ausräumen der Spülmaschine sagt, bedeutet das keineswegs, dass dein Kind niemals mithelfen will. Dein Teenie will viel mehr mitentscheiden und eigenbestimmt leben dürfen.

Zudem unterschätzen wir aus unserer Erwachsenen-Perspektive manchmal, wie viel Jugendliche Tag für Tag leisten: Schule, soziale Kontakte, Hormone, Identitätsfragen – all das kostet Energie. Wenn wir dies berücksichtigen, reagieren wir gelassener und schaffen eine Grundlage für die Lösung unserer gemeinsamen Themen in Verbindung.

Sollen Teenager bzw. Kinder denn überhaupt im Haushalt helfen?

Viele Eltern fragen sich:

„Müssen Teenager im Haushalt helfen?“

Oder sollten wir sie einfach mal machen lassen – in der Hoffnung, dass sie irgendwann von selbst mit anpacken?

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg sagt eindeutig: Freiwilligkeit steht immer im Vordergrund.

Es ist eine Grundannahme der GFK, dass Menschen grundsätzlich kooperieren und zum Wohl der Gemeinschaft beitragen möchten – wenn ihre eigenen Bedürfnisse gesehen und respektiert werden.

Das gilt für Erwachsene genauso wie für Jugendliche.

Ich würde daher darauf verzichten wollen, von „Haushaltspflichten Jugendlicher“ zu sprechen. Ein „Du musst jetzt aber echt auch mal den Müll runterbringen“ führt eher zu Widerstand als zu Kooperation.

Stattdessen geht es darum, deinen Teenager einzuladen, Verantwortung zu übernehmen – auf eine Weise, die für deinen Teenie Sinn ergibt und seinen Bedürfnissen entspricht. Wie das geht?

Etwa so:

„Ich brauche Unterstützung. Wärst du bereit, heute den Müll runterzubringen?“

Die Frage ist für mich weniger, ob Teenager im Haushalt helfen sollen. Sondern wie wir da hinkommen, dass Jugendliche einbezogen sein wollen.

Das gelingt, wenn:

So entsteht ein Miteinander, in dem dein Teenager frei von dem Gefühl ist, Pflichten im Haushalt erfüllen zu müssen, sondern erleben darf:

„Ich bin wichtig, ich gehöre dazu und meine Hilfe macht einen Unterschied.“

Komm auf die Warteliste!

Wenn auch bei dir zu Hause die Pubertät eingezogen ist und Fragen um Mithilfe im Haushalt, Mediennutzung, Hausaufgaben und das Einhalten von Verabredungen regelmäßig zu Konflikten führen – dann hab ich da was für dich!

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Wie du dein Teenager-Kind zur Hilfe im Haushalt motivierst, statt es zu zwingen - 4 praktische Tipps

1. Empathie für die Null-Bock-Phase

Wer zu keiner Kooperation bereit scheint, braucht Empathie. Das heißt: Teenager dürfen auch mal sagen:

Kinder dürfen sich auch mal auskotzen. Das ist kein persönlicher Angriff auf uns Eltern, sondern ein Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse.

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Und gleichzeitig ist Teenagern wichtig, dabei zu sein und irgendwie mitzuhelfen.

Nur: Teenager wollen eben so mithelfen, dass es für sie auch okay ist.

Also könnt ihr gemeinsam überlegen:

Was gibt es denn alles für Aufgaben im Haushalt? Und was ist dein Teenager-Kind bereit zu übernehmen?

2. Eigene Bereiche respektieren

Das eigene Zimmer gehört dem Teenager – und dieser Raum ist weit mehr als nur ein Platz zum Schlafen.

Er ist Rückzugsort, Ausdruck der Persönlichkeit und Experimentierfeld für Selbstständigkeit. Hier darf dein Kind ausprobieren, was Ordnung für ihn oder sie bedeutet und wie dieses Bedürfnis erfüllt werden kann.

Es kann seine eigenen Erfahrungen machen. Und das können auch Erfahrungen sein, die in unserer eigenen Kindheit oder Jugend klar als Fehlverhalten galten – weil das eigene Zimmer eben immer ordentlich und sauber zu sein hatte. Weil unsere Eltern das so wollten.

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Indem wir Eltern diesen eigenen Bereich der Jugendlichen respektieren, geben wir ihnen die Chance, Verantwortung im Kleinen zu übernehmen. Sie lernen:

„Das ist mein Raum. Ich entscheide, wie er aussieht, und ich trage die Konsequenzen meiner Entscheidungen.“

Vielleicht bedeutet das, dass der Boden zeitweise kaum sichtbar ist – doch genau so sammeln die Kinder wertvolle Erfahrungen.

Lasst uns der Versuchung widerstehen, dass wir uns da ständig einmischen.

Senden wir unseren Kindern die für sie so wichtige Botschaft: „Ich vertraue dir.“

Dieses Vertrauen ist oft der Schlüssel dafür, dass Jugendliche beginnen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Aus eigenem Antrieb. Weil sie den Sinn darin erkennen.

Das bedeutet ja keineswegs, dass wir uns völlig zurückziehen. Wir dürfen sehr wohl eigene Bedürfnisse benennen, etwa wenn mangelnde Hygiene die gemeinsame Wohnqualität beeinträchtigt.

Entscheidend ist jedoch, wie wir dies zum Ausdruck bringen.

Anstatt Vorschriften zu machen, lasst uns lieber unsere Wahrnehmung teilen, etwa so:

„Mir fällt auf, dass es in deinem Zimmer nach ungewaschener Wäsche riecht. Das ist für mich unangenehm.“

Und dann überlegen wir gemeinsam, welche Lösung für beide Seiten passt.

3. Auf Erwartungen verzichten

Ich erwarte weder von meinem Sohn Günther noch von meiner Tochter Waltraud, dass sie den Müll rausbringen, einkaufen gehen, das Geschirr einräumen oder ihre Wäsche selber waschen.

(Ich verzichte komplett auf solche Erwartungen an andere Menschen.)

Ich mache stattdessen aufmerksam.

Bei uns zu Hause gab es zum Beispiel kürzlich die Situation, dass ich mir morgens zum Frühstück meinen Toast machen wollte.

Es war noch eine Scheibe Toast übrig. Und das war für mich zu wenig.

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Dann habe ich meinen Sohn gefragt:

„Sag mal, hast du gestern Toast gegessen?“

Er: „Ja.“

Ich: „Ist dir aufgefallen, dass eine Scheibe übrig war?“

Günther: „Ja.“

Ich: „Ich wollte mir heute Morgen mein Frühstück machen. Und eine Scheibe Toast ist für mich zu wenig. Könntest du dir für die Zukunft vorstellen, dass du Bescheid sagst, wenn du den Toast aufisst? Oder welchen besorgst oder das auf unseren Einkaufszettel schreibst?“

„Ja“, sagte Günther. „Stimmt. Habe ich versäumt.“

So, und dann bin ich nämlich raus aus dem Vorwurf.

Sondern ich sage:

„Das hast du gemacht. Und so ist es mir ergangen. Wie kommen wir da zueinander? Wie wollen wir miteinander umgehen?“

Bei uns gibt es kein „Du musst“.

Es ist alles freiwillig und ich lebe es vor. Wenn ich möchte, dass der Müll runtergebracht wird, bringe ich den Müll runter.

Dann sage ich: „Ich bringe den Müll runter, weil mir Ordnung wichtig ist.“

Ich kann auch fragen: „Du, ich brauche gerade Unterstützung. Bist du bereit, den Müll runterzubringen? Dann kann ich in der Zeit was anderes machen.“

Das Kind kann „nein“ sagen.

Dann beobachte ich: „Hast du gerade keine Bereitschaft dazu? Kein Problem. Ich kann mich um mich selbst kümmern. Ich finde eine Lösung.“

Und wenn ich diesen Raum der Freiwilligkeit öffne, dann kommen Kinder viel eher auch in ein „Ja“ und in ein Mitmachen.

Weil sie mitentscheiden können. Weil sie frei darin sind, ob und wie sie sich einbringen. Weil sie die Wahl haben.

Also:

Kinder wollen mitentscheiden. Sie möchten Erfahrungen sammeln. Sie wollen selber gucken: Wo kann ich denn als Teenager mit anpacken? Was ist mein Bereich, wo ich mich einbringen kann?

4. Klare Absprachen schaffen Orientierung

Klare Zuständigkeiten sind hilfreich. Wir arbeiten dafür manchmal mit Ministerposten.

Das heißt, dass jeder einen definierten Bereich hat, für den er oder sie zuständig ist. Und wenn es eine Unzufriedenheit mit dem Ministerposten gibt, sprechen wir darüber.

Natürlich kann ein:e Minister:in auch andere Familienmitglieder fragen, ob sie ihn oder sie bei der Erfüllung der Aufgaben unterstützen würden.

Doch grundsätzlich ist eben der oder die Minister:in dafür zuständig, dass die Aufgabe erledigt wird.

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Schritt für Schritt zur freiwilligen Mithilfe im Haushalt

In Sinne der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg gibt es vier Schritte, mit denen wir Bedürfnisse verstehen und kommunizieren lernen. Lass uns das einmal an unserem konkreten Beispiel durchspielen.

Ich möchte dich nochmals einladen, auf Verallgemeinerungen, Interpretationen und Androhung von Strafen zu verzichten. Solche Sätze kennen wir wahrscheinlich alle – auch aus eigener Kindheit und Erfahrung:

Und so weiter und so fort.

Lasst uns lieber Beobachtungen anstellen …

… und die Gefühle dazu benennen:

Und dann in die Empathie gehen:

Denn dann kommen wir an die Bedürfnisse!

So erhalten wir die Grundlage, eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten:

Mein Teenager-Kind erledigt seine Aufgaben dennoch nicht zeitig bzw. richtig, wie gehe ich damit um?

Klar, als Mama oder Papa willst du auch mal die Füße hochlegen und eine Pause haben. Oder einfach gerade etwas anderes machen. Du bist gestresst und genervt als Mama von der ständigen Hausarbeit.

Mein Vorschlag:

 Wenn du den Eindruck hast, du räumst allen hinterher, dann frage dich, warum du es machst.

Und wenn du kein „Warum“ dafür findest, kein Bedürfnis, sondern es einfach nur darum geht, dass alles ordentlich ist … Dann lass es. Hör einfach auf, allen hinterherzurennen. Lass doch mal Fünfe gerade sein und guck mal hin, was denn wirklich essentiell ist für euer Leben in der Wohnung, in dem Haus?

Was ist essentiell?

Ich finde Hygiene und Sauberkeit essentiell. Gefaltete oder gebügelte Wäsche finde ich total un-essentiell.

Worauf ich hinaus will: Der Haushalt hat keine Bedürfnisse.

Möchtest du deinen Kindern vorleben, wie du mit Leichtigkeit leben und den Haushalt jonglieren kannst? Dann guck, wie du es mit Leichtigkeit machen kannst! Und das bedeutet eben auch, dich davon freizumachen, dass du alles zu erledigen hast.

Also:

Statt die Wäsche zu falten, legst du dich mal hin und legst die Füße hoch. Oder du brauchst Unterstützung und fragst jemanden, ob er oder sie bereit ist, dir zu helfen. Und dafür braucht es die Bereitschaft, Strategien zu finden, über den Tellerrand hinaus zu gucken und Wege zu finden. Das kann sehr, sehr individuell sein.

Fazit: Miteinander statt Muss

In der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg geht es nie um Pflichten – sondern um Verbindung.

Wenn wir unseren Kindern Freiwilligkeit, Mitbestimmung und Empathie zugestehen, öffnen wir den Raum für echte Kooperation. Jugendliche wollen etwas beitragen – nur eben auf ihre Weise, im eigenen Tempo und mit eigenen Entscheidungen.

Deshalb ist für dich als Mama oder Papa die wichtigste Grundlage das Vertrauen darauf, dass dein Kind grundsätzlich kooperieren möchte.

So verwandelt sich die Frage „Müssen Teenager im Haushalt helfen?“ in eine Einladung: „Wie können wir als Familie den Alltag so gestalten, dass jede:r sich einbringt – freiwillig, sinnvoll und mit Freude?“

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Herzlich Willkommen auf meinem Blog!

Ich bin Kathy Weber, 2-fache Mama und ausgebildete Trainerin der Gewaltfreien Kommunikation nach M. Rosenberg.
Ich helfe dir zu verstehen, was dein Kind dir mit seinem Verhalten wirklich sagen möchte und wie ihr Konflikte im Alltag in Verbindung lösen könnt.

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