Dein Kind ist in der dritten Autonomiephase.
Das heißt neben vielem anderem:
Wenn dein Kind an die Schule denkt, sind die Begeisterung und Aufregung aus der Zeit der Einschulung längst verflogen. Dein Teenager ist gestresst von der Schule, vielleicht überfordert vom Lernpensum und wahrscheinlich ziemlich frustriert. Hausaufgaben und Vorbereitungen zu Leistungsnachweisen handelt dein Kind oft mit geringstmöglichem Aufwand ab – manchmal ignoriert es die Anforderungen aus der Schule völlig.
Das bedeutet Stress – für alle Beteiligten.
Prüfungsangst und Überforderung bis hin zu Burnout-Situationen: Schulstress hat verschiedene Gesichter.
Vielleicht reagiert dein Teenager mit deutlichen Symptomen wie Wut, Rückzug oder häufigem Kranksein.
In diesem Artikel meines Herzenslexikons wollen wir uns anschauen, wie und warum es zu Schulstress kommt.
Vor allem packen wir das Thema praktisch und konkret an. Wir gucken also, wie du als Mama oder Papa deinen Teenager durch den Schulstress-Dschungel führen und ihm in dieser Situation helfen kannst.
Wie kommt es überhaupt zum Schulstress?
Ursachen für Schulstress sind meiner Meinung nach bedauerlicherweise im System angelegt:
Immer wieder werden von außen Erwartungen an die Jugendlichen herangetragen, immer wieder sind sie mit Situationen voller Druck konfrontiert, immer wieder bleiben ihre Bedürfnisse unerfüllt.
Zudem finden es viele Jugendliche schwierig zu erkennen, was sie brauchen und wie sie sich um sich kümmern können. Sie brauchen außerdem Anleitung, wie sie so lernen können, dass auch wirklich etwas im Kopf bleibt.

Hinzu kommt noch:
Mit Kindern wird in der Schule auf eine bestimmte Art umgegangen. Gleichzeitig wird von ihnen erwartet, dass sie sich ihren Lehrkräften gegenüber auf eine andere Art verhalten.
Was ich damit meine? Teilweise werden Teenager wie kleine Kinder behandelt. Teilweise werden sie bestraft. Wo ist da die Achtung? Wo ist die Integrität? Das frage ich mich manchmal.
Das stresst uns dann:
als Teenager, als Mama, als Papa. Denn Schulstress ist auf jeden Fall auch Elternstress. Zuhause möchten wir unseren Kindern vermitteln, dass sie total okay sind – genau so, wie sie sind. Und dann erleben wir mit, dass unsere Kinder großem Leistungsdruck ausgesetzt sind, dass sie wenig Wertschätzung erfahren, dass sie ständig bewertet und manchmal sogar bestraft werden.
Bedürfnisse von Kindern in der dritten Autonomiephase wie etwa Mitentscheiden, Mitgestalten, Ausprobieren bleiben in der Schule weitgehend unerfüllt.
Dickes Brett, würde ich sagen.
Denn das geht ja auch gegen den Selbstwert unserer Kinder. Und eigentlich wollen wir den als Eltern bei unseren Kindern ganz groß und stark machen.
Übrigens: Wenn du bei deinem Teenager viel Potenzial für die Entwicklung seines Selbstwerts siehst und dein Kind in seinem Selbstbewusstsein stärken möchtest, habe ich dazu auch einen eigenen Herzenslexikon-Artikel für dich geschrieben.
Doch zurück zum Schul-Thema …
Wie können wir den Stress runterfahren, wie können wir unsere Kinder bestmöglich unterstützen? Verschiedene Impulse und Strategien zur Stressbewältigung schauen wir uns gleich an.
Anzeichen erkennen - Symptome von Schulstress bei deinem Teenager-Kind
Die Symptome von Schulstress sind so individuell wie unsere Kinder. Die meisten gestressten Teenager gehen in die Schul-Verweigerung: Sie machen keine Hausaufgaben oder nur so „lala“, können morgens nur schwer aus dem Bett aufstehen, lassen sich häufig krankmelden und wünschen sich am liebsten ein Leben komplett ohne Schule.
Die Überforderung der Kinder äußert sich entweder durch Null-Bock-Haltung („Ich mach den Scheiß nicht!“), durch von Wut geprägte Verweigerung oder auch durch Rückzug. Je nach Charakter deines Kindes können also die Symptome von Schulstress sehr unterschiedlich sein.
Als Mama oder Papa kennst du dein Kind am besten. Und du wirst die Symptome von Schulstress erkennen.
Wenn Wut ein großes Thema bei euch ist, hilft dir vielleicht mein Herzenslexikon-Artikel über Wut bei Kindern. Darin gebe ich Impulse, wie du mit den starken Gefühlen deines Kindes umgehen kannst, selbst die Nerven behältst und in der Führung bleibst.
Falls du dir unsicher bist, ob dein Kind unter Schulstress leidet oder ob was anderes im Busch ist, oder auch wenn du dir schon recht sicher bist, dass Schulstress bei euch ein Thema ist … Geh ins Gespräch und in die Einfühlung. Wir spielen das gleich mal durch, wie du das konkret gestalten kannst.
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Es geht auch ohne Belohnung und Bestrafung!
Du willst, dass dein Kind wenigstens zu Hause keine Belohnung oder Bestrafung erfährt? Wenn du dir dazu mehr Impulse und konkrete Strategien für wertschätzende Kommunikation wünschst, dann hol dir meinen Ohne-Wenn-Dann-Kompass „Wie du auf Belohnung und Bestrafung verzichten kannst“. Es kostet genau 0 €, weil mir das Thema sehr am Herzen liegt.

Schulstress – was tun? 3 Tipps, wie du dein Teenager-Kind bei der Stressbewältigung unterstützen kannst
Los geht’s mit meinen kathylaktisch konkreten Impulsen, wie du dein Kind unterstützen kannst.
Denn das ist klar wie Kloßbrühe: Teenager wollen zwar krass selbstständig sein (sie sind ja schon soooo groß), am liebsten alles selber entscheiden.
Gleichzeitig brauchen sie Hilfe, den Schulstress zu bewältigen. Sie brauchen Führung, Liebe und Achtung. Sie brauchen Unterstützung dabei, sich zu strukturieren. Vor allem brauchen sie Empathie in ihrer Situation.
Wie kann diese Unterstützung konkret aussehen? Das weißt du als Mama oder Papa selbst am besten.

Denn was Teenager brauchen, um mitmachen zu können, ist sehr unterschiedlich. Hier ein paar Gedanken, Vorschläge und Impulse dazu – schau gerne, was davon für euch am besten passt!
Tipp 1: Lasse deinen Teenager mitgestalten!
Für Kinder in der dritten Autonomiephase ist es unfassbar wichtig, dass sie mitgestalten können.
Allerdings werden sie in der Schule stark in ihrer Autonomie eingeschränkt: Sie dürfen kaum mitentscheiden und kaum eigene Erfahrungen sammeln. Also sowas wie:
„Was ist denn, wenn ich die Hausaufgaben unerledigt lasse?“
Oder:
„Was ist, wenn ich nur die Hälfte der Hausaufgaben mache?“
Oder:
„Was ist, wenn ich ein anderes Heft als das vorgegebene verwende?“
… Das ist ja in der Schule fast undenkbar und wird kaum ohne eine Form der Bestrafung bleiben.
Wenn deinem Teenager-Kind alles vorgegeben wird und es lediglich Aufgaben ausführen und erledigen soll, ohne wirklich selbst entscheiden zu dürfen, bleibt das blöde Gefühl
„Zähle ich überhaupt? Bin ich überhaupt wichtig?“
Und das Gefühl, in der Eigenständigkeit, in der Autonomie beschnitten zu werden, widerspricht ganz grundsätzlich dem Bedürfnis eines Kindes in der dritten Autonomiephase.
Gleichzeitig gilt:
Wenn du dein Kind in seiner Eigenständigkeit und Autonomie unterstützt, wirst du bei den Lehrkräften auf wenig Gegenliebe stoßen. Da kann es durchaus zu Konflikten kommen und für uns als Eltern ist es eine Gratwanderung.
Doch wenn die elementar wichtigen Bedürfnisse der dritten Autonomiephase unerfüllt bleiben, hinterlässt das bei Teenagern Frustration. Hallo, Schulstress!
Tipp 2: Gib deinem Kind die Unterstützung, die es braucht!
Zu Hause dürfen wir es ein Stück weit anders gestalten. Dein Kind darf mitentscheiden, wie Unterstützung für Herausforderungen in der Schule aussieht.
Wenn ihr also beispielsweise über Nachhilfe nachdenkt, darf dein Teenager das ausprobieren und für sich herausfinden, ob Nachhilfe für ihn das passende Mittel zum Zweck ist.
Letztendlich geht es also wieder darum, dass Teenager mit ihren Bedürfnissen gesehen und gehört werden.
In der Schule ist das leider so oft komplett anders.
Doch zu Hause dürfen wir das unseren Kindern schenken:
Wir gucken, was unsere Kinder brauchen, damit sie mitmachen können.
Das ist bei einem Kind dies und bei einem anderen Kind was ganz anderes.
Überlegt auch, was dein Kind zur Entspannung braucht.
Grundsätzlich und allgemein gibt es ja ganz verschiedene Strategien zum Stressabbau.
Manche Menschen entspannen am besten, wenn sie sich beim Sport auspowern. Andere brauchen Ruhe, etwa mit einem Buch und einer Tasse Tee auf dem Sofa.
Nochmal andere benötigen vor allem gute Gespräche.
Wenn du dein Kind dabei unterstützt, seine persönlichen Strategien für Stressabbau zu finden, gibt du ihm was richtig Wichtiges für sein ganzes Leben mit.
Doch vom Allgemeinen zurück zum Konkreten, zur Schulsituation.
Vielleicht braucht dein Kind Unterstützung in dem Sinne, dass bei den pädagogischen Fachkräften Grenzen gesetzt werden.
Das könntet ihr zu Hause mal in einem Rollenspiel üben:
Wie kann dein Kind gegenüber der Lehrkraft seine Bedürfnisse kommunizieren?
Das sind mal so richtige Lektionen fürs Leben, denn ob Lehrer:in oder Vorgesetzte:r: In Situationen dieser Art wird dein Kind immer wieder sein.
Ihr habt eine Herausforderung mit den Hausaufgaben? Kinder in der dritten Autonomiephase wollen mitentscheiden, wann/wie/wo sie die erledigen, das ist mal das Wichtigste.
Weitere Impulse zum lästigen Hausaufgaben-Thema findest du in meinem speziellen Herzenslexikon-Artikel, der da heißt:
Mein Kind will keine Hausaufgaben machen.
Unterstützung ist auf jeden Fall auch, dass dein Kind sich daheim sicher fühlen darf.
Das Familienzuhause ist der sichere Hafen, in dem die Gewässer ruhiger sind und dein Kind zur Ruhe kommen, sich erholen darf.
Dazu zählt:
Zu Hause dreht niemand durch, weil beispielsweise ein Brief mit einer Beschwerde von der Schule kommt.
Dein Kind darf wissen:
„Meine Eltern stehen immer hinter mir, an meiner Seite – und auch manchmal vor mir. Ich bin hier in Sicherheit. Und ich darf so sein, wie ich bin.“
Sicherheit entsteht auch durch Elterliche Führung und klare Absprachen.
Wenn du hier noch Potenzial für deinen Teenager und euer Zusammenspiel in der Familie siehst, empfehle ich dir meinen Herzenslexikon-Artikel Regeln für Kinder.

Tipp 3 und mein Top-Tipp: Schenke deinem Kind Empathie und komme ins Gespräch!
Mein Top-Tipp wäre, das alles beim Kind anzusprechen.
Falls du Unterstützung möchtest, wie du so ein Gespräch anfangen könntest, schlage ich dir hier ein paar Fragen und Sätze vor:
- Mensch, du würdest heute so viel lieber zu Hause bleiben, oder?!
- Ich sehe: Dir geht’s heute schlecht. Ist wahrscheinlich alles ein bisschen viel gerade?!
- Du würdest einfach mal gern eine Pause machen, stimmt’s?!
- Ja, du darfst sagen, dass das scheiße ist.
- Ich glaube, du würdest auch gern mal selber entscheiden, wann du welche Hausaufgaben machst und wie viel du machst?!
- Kann es sein, dass es dich voll ankotzt, wie du in der Schule behandelt wirst?!
So erhält dein Kind das Gefühl, dass es das alles sagen darf. Das steht in dem größeren Zusammenhang, dass wir den Kindern die Sicherheit schenken wollen, dass sie in Ordnung sind – genau so, wie sie sind.
Also:
Teenager dürfen diese Gefühle haben, sie dürfen diese Sachen sagen. Wir hören ihnen ohne Ver- oder Beurteilung zu.
Dein Kind ist voll im „Nein“, auch im Familienkontext? Falls du das Gefühl hast, dass ihr da noch an eurer Harmonie arbeiten möchtet, hilft dir vielleicht auch mein Herzenslexikon-Artikel über Streit mit dem Kind.
Fazit: Schulstress vorbeugen - das kannst du als Elternteil tun
Das Schulsystem können wir kaum ändern. Doch wir können als Eltern Dampf aus dem Kessel nehmen.
Wir können unserem Kind die Sicherheit schenken, dass es okay ist – genau so, wie es ist.
Und wir dürfen ihm zu Hause einen Ort schaffen, in dem es genau so sein darf und sich geliebt fühlt, ohne die Erwartung, dass es zu funktionieren hat.
Und gleichzeitig können wir schauen, wie wir unser Kind unterstützen können, die Herausforderungen in der Schule zu schaffen.
Weiß dein Kind, was für ein Lerntyp es ist? Vielleicht gibt es Wege, wie es effizienter lernen kann als bisher.
Lass dein Kind mitentscheiden:
Wenn es eine Pause braucht, darf es eine Pause machen. Und halte die Gesprächskanäle immer offen: Wenn dein Kind wütend oder verzweifelt ist, darf es das sagen.
Ich wünsche dir und deinem Kind von Herzen, dass ihr die herausfordernde Situation gemeinsam so meistert, dass dein Teenager Wege für sich findet, mit dem Schulstress klarzukommen.
Mein Herzensletter
Wie du vielleicht weißt, habe auch ich einen Teenager-Sohn. In meinem Herzensletter, der wöchentlich am Sonntag erscheint, erzähle ich jedes Mal ein Erlebnis mit einem meiner Kinder. Wenn auch du meine kleinen Geschichten über Waltraud (8) und Günther (17) in dein Postfach bekommen möchtest, abonniere gern den Herzensletter. Das kostet übrigens nichts 😊 und du kannst dich jederzeit wieder abmelden.
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