Dein Kind hat den dritten Wutausbruch des Tages.
Dein Kind weigert sich partout, abends den Schlafanzug anzuziehen.
Dein Kind sagt zum zehnten Mal an diesem Morgen „Nein“ zum Zähneputzen.
Und du? Flippst gleich aus. Spürst die Wut in dir aufsteigen. Dein Zeiger voll im roten Bereich. Und du denkst: „Scheiße, mein Kind provoziert mich ständig!“
Wie du aus der Wut und Überforderung rauskommst und rein ins Verstehen, rein in die Verbindung, rein in die Kooperation – das schauen wir uns hier an.
Die 3 wichtigsten Infos zusammengefasst:
Es ist keinesfalls die Absicht deines Kindes, dich zu provozieren: Dein Kind versucht, sich ein Bedürfnis zu erfüllen.
Dein Kind braucht deine Hilfe, um eigene Bedürfnisse zu verstehen und Lösungsstrategien zu finden, die für alle okay sind.
Kümmere auch du dich um deine Bedürfnisse: Hole in stressigen Momenten dein Nervensystem auf Normalpegel und lerne zu erkennen, was du brauchst, um handlungsfähig zu sein.
Warum provozieren Kinder ihre Eltern? Das steckt wirklich hinter dem Verhalten
Es gibt Situationen, in denen Eltern den Eindruck und Gedanken haben:
- „Mein Kind provoziert mich.“
- „Mein Kind macht das gerade extra, um mich zu ärgern.“
- „Mein Kind macht mich aggressiv.“
Und hier lade ich dich ein, dass du deine Haltung, den Blick auf dein Kind änderst. Denn dein Kind macht nichts, um dich zu ärgern. Dein Kind ist keinesfalls auf die Welt gekommen, um dein Leben zur Hölle zu machen. Sondern es ist auf die Welt gekommen, um einen Beitrag zu leisten, um ein Teil dieser Welt zu sein.
Und es hat jetzt viele Jahre vor sich, in denen es sich zu einem erwachsenen Menschen entwickelt. Dabei braucht es Hilfe von den Eltern und weiteren Bezugspersonen.
Es ist eine Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg, dass jeder Mensch mit jedem Verhalten versucht, sich um sich zu kümmern und sich ein Bedürfnis zu erfüllen.
Klar, Kinder tun Dinge, bei denen es auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar erscheint, dass sie sich damit ein Bedürfnis erfüllen wollen. Wenn dein Kind beispielsweise zum hundertsten Mal einen Wutausbruch hat – dann fragst du dich schon: „Scheiße noch mal, wie versucht sich mein Kind gerade um sich zu kümmern??“
Na ja: Der Wutausbruch ist in dem Moment die einzige Möglichkeit, die dein Kind gerade hat. Und es braucht deine Hilfe, um wirksamere Strategien zu finden.
Deshalb lade ich dich ein, bei jedem Wutausbruch zu hören, dass dein Kind um Hilfe schreit.
Und diesen Hilfeschrei kannst du schwer erkennen, wenn du dich von deinem Kind provoziert fühlst. Wenn du denkst „Ich lass mir doch nicht von dir auf der Nase rumtanzen“ oder „Ey, du machst mir echt das Leben zur Hölle“.
Denn dann machst du dein Kind dafür verantwortlich, dass die Situation gerade den Bach runtergeht.
Also: Dein Kind ist ein Kind. Und du bist der/die Erwachsene. Und du erkennst aus der Haltung der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg heraus, dass dein Kind sich mit jedem Verhalten versucht, mindestens ein Bedürfnis zu erfüllen. Wenn das Verhalten gesellschaftsunkonform ist und zudem wenig geeignet erscheint, dass sich dadurch das Bedürfnis deines Kindes erfüllt, dann darfst du deinem Kind helfen zu lernen, wie es Bedürfnisse erkennt und wie es diese so erfüllen kann, dass es für alle in Ordnung ist.
Wenn du diesen Blick auf dein Kind veränderst und deine Haltung veränderst, dann guckst du ganz anders aus der Wäsche und dann lässt du den Eindruck, dass dein Kind dich provozieren will, hinter dir.
Provoziert dein Kind wirklich bewusst? Ändere deine Perspektive
Okay, und wie machst du das jetzt konkret – also die Haltung zu ändern?
Für Situationen, in denen du den Eindruck hast, dass dein Kind dich provoziert, empfehle ich dir, einen Beobachtungsposten einzunehmen. So kommst du raus aus der Interpretation, raus aus der Verurteilung und rein in die Haltung, dass dein Kind sich ein Bedürfnis zu erfüllen versucht.
Also statt zu sagen oder zu denken: „Mein Kind provoziert mich gerade“ …
… beschreibst du für dich ganz sachlich, was du gerade siehst und hörst. Was macht dein Kind? Genau das wäre der erste Schritt, dass du für dich mal beschreibst, was du in der Situation gerade siehst und hörst. Wie eine Kamera oder ein Mikrofon – also ohne zu bewerten oder zu interpretieren. Zum Beispiel:
- „Mein Kind hat gerade den dritten Wutausbruch des Tages.“
- „Mein Kind sagt ‚nein‘ zum Zähneputzen.“
- „Mein Kind weigert sich, den Schlafanzug anzuziehen.“
- „Mein Kind nennt mich ‚Kack-Scheiß-Mama‘.“
Nach Marshall Rosenberg gehen wir davon aus, dass es evolutionär in den Menschen drinsteckt, dass jede:r zum Wohle der Gemeinschaft beitragen möchten. Und auch dein Kind möchte zum Wohle der Gemeinschaft beitragen. Was es dafür braucht, ist, dass seine Bedürfnisse weitestgehend erfüllt sind.
Und wer ist dafür zuständig, dass diese Bedürfnisse erfüllt werden? Genau: die Eltern. Also du.
Du darfst also lernen herauszufinden, auf welches Bedürfnis dich dein Kind mit seinem Verhalten aufmerksam machen möchte.
Du darfst den Gedanken „Mein Kind provoziert mich“ schon haben – das ist total in Ordnung.
Nur:
Du darfst dann entscheiden, ob du ihn weiterdenkst oder ob du sagst: „Okay, das ist eine Einladung, meinen Blick zu ändern und hinzugucken und zu beobachten und herauszufinden, was mein Kind braucht, und meinem Kind zu helfen, dass dieses Bedürfnis erfüllt wird.“
Und genauso gilt das auch für dich. Auch du versuchst mit jedem Verhalten, dich um dich zu kümmern. Wenn du den Gedanken hast „Mein Kind provoziert mich“, steckt dahinter wahrscheinlich das Bedürfnis nach Kooperation, Verstandenwerden, Verstehen oder Leichtigkeit. Das, was du machst, ist gerade dein einzig Mögliches. Hat dieser Gedanke dazu geführt, dass du deine Elternschaft in Verbindung führen kannst? Eher weniger. Also darfst du gucken, wie du dein Verhalten ändern kannst.
Was ist beim nächsten Mal dein einzig Mögliches? Darum darfst du dich kümmern! Zum Beispiel, indem du diesen Blogartikel liest, davon beeindruckt bist und die Reise weitergeht mit der Kathy Weber Herzenssache. Und auch du bist intrinsisch dazu bereit, zum Wohle aller beizutragen, solange deine Bedürfnisse weitestgehend erfüllt sind.
Das heißt:
Je unausgeglichener du in deiner Elternschaft bist, desto mehr Bedürfnisse sind bei dir im Defizit. Es ist niemand anderes dafür zuständig, diese zu erfüllen, als du selbst. Dein Kind ist sicher keinesfalls dafür verantwortlich.
Wenn du lernst, wie du dich um dich selbst kümmern kannst, wenn du den Blick auf dein Kind veränderst und deinem Kind hilfst, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und mit geeigneten Strategien zu erfüllen, dann entsteht diese Kooperation, diese Bereitschaft mitzumachen, sowohl auf deiner Seite als auch auf der Seite deines Kindes.
So entsteht ein harmonisches Miteinander und können Konflikte in Verbindung gelöst werden. Denn es ist keineswegs das Ziel, dass wir keine Konflikte mehr haben wollen. Wir wollen durchaus Konflikte leben. Die Frage ist nur: Wie wollen wir sie leben – im Kampf oder in der Verbindung? Ich bin für Verbindung.
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Wenn es dir schwerfällt, hinter dem Verhalten deines Kindes die unerfüllten Bedürfnisse zu entdecken, lege ich dir meinen „Bedürfnisübersetzer“ ans Herz. Dieses E-Book hilft dir, auch in stressigen Momenten schnell zu erkennen, was dein Kind braucht. Hole es dir mit nur wenigen Klicks und für ganz genau 0 €.

Wenn du kurz vorm Explodieren bist - 3 Strategien, wenn dich dein Kind wieder zur Weißglut bringt
Zack, da ist er plötzlich wieder: Der Satz, den du eigentlich hinter dir lassen wolltest … „Mein Kind provoziert mich gerade.“ Wenn das passiert und dein Kind dich auf die Palme bringt, habe ich hier noch drei Strategien für dich, die du superleicht im Alltag umsetzen kannst.
Übers Atmen das Nervensystem beruhigen
Atme einmal ganz tief ein und zähle dabei bis fünf. Atme wieder aus und zähle auch dabei bis fünf. Mach das am besten zwei- oder dreimal hintereinander.
So holst du dein Nervensystem wieder runter. Und dann möchte ich, dass du entscheidest, dass du im Hier und Jetzt bleibst, dass du verantwortlich bist und dass du jetzt herausfindest, was dein Kind braucht.
Die Stopptaste drücken
Du kannst einmal kurz sagen: „Stopp, stopp, wir machen das jetzt anders.“ Das kannst du ruhig laut aussprechen, denn ein Kind darf mitbekommen, dass du jetzt was veränderst.
Zettelchen verteilen
Wo entstehen die Konflikte mit deinem Kind in der Regel? In der Küche, im Badezimmer, im Schlafzimmer, an der Haustür, am Schreibtisch? Ich lade dich ein, dass du dir an diese Orte einen Zettel hinhängst. Du kannst ein Herz draufmalen oder LilaLiebe® draufschreiben. Diese Zettel erinnern dich daran, dass du den Blick auf dein Kind verändern möchtest und dass du die unerfüllten Bedürfnisse hinter dem Verhalten deines Kindes erkennen möchtest.
Fazit
Wenn du den Eindruck hast „Mein Kind provoziert mich ständig“, dann darfst du wissen: Hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis – bei deinem Kind, bei dir, bei allen Menschen. Du darfst lernen zu erkennen, welches Bedürfnis das ist, und wie du geeignete Strategien zur Erfüllung des Bedürfnisses findest. So bekommst du eine ganz neue Haltung deinem Kind gegenüber und bleibst auch in stressigen Situationen in der Verbindung.
Oft gestellte Fragen
Mein Kind provoziert andere im Kindergarten. Was kann ich tun?
Im Kindergarten versucht dein Kind ebenfalls, sich mit seinem Verhalten ein Bedürfnis zu erfüllen – auch wenn die gewählte Strategie für uns Erwachsene manchmal wenig hilfreich erscheint. Übe mit deinem Kind immer und immer wieder (zum Beispiel in Rollenspielen), wie es eigene Bedürfnisse erkennen kann und wirksame Strategien findet, um sie sich zu erfüllen. Tiefergehende Impulse erhältst du in meinem Artikel „Dein Kind ist gemein zu anderen Kindern und schlägt um sich“. Dort findest du viele Gedanken und Anregungen, wie du mit solchen Situationen umgehen kannst.
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Was braucht dein Kind, um mitmachen zu können? Wie schaffst du es, dass dein Kind wirklich kooperiert – statt dass ihr euch in endlosen Machtkämpfen verliert? Und wie stärkst du gleichzeitig das Selbstbewusstsein deines Kindes? Das erfährst du in meinem Webinar für 0 €: „Wer nicht hören will, braucht Einfühlung“!




